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Fundstücke

Unsere Sklavin

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzMittwoch, 17.05.2017

„Alex Tizon hat seine außergewöhnliche Karriere darauf begründet, einer bestimmten Art von Menschen zuzuhören“, heißt es im Nachruf des Chefredakteurs auf den Pulitzerpreisträger, der im März gestorben ist, „den Vergessenen, den Menschen an den Rändern, denen, die noch nie zuvor jemand nach ihren Geschichten gefragt hatte.“ Posthum veröffentlicht The Atlantic die Geschichte, die Tizon sein ganzes Leben lang hatte erzählen wollen. Es ist die Geschichte der Sklavin seiner Familie.

Her name was Eudocia Tomas Pulido. We called her Lola. She was 4 foot 11, with mocha-brown skin and almond eyes that I can still see looking into mine — my first memory. She was 18 years old when my grandfather gave her to my mother as a gift, and when my family moved to the United States, we brought her with us. No other word but slave encompassed the life she lived. Her days began before everyone else woke and ended after we went to bed. She prepared three meals a day, cleaned the house, waited on my parents, and took care of my four siblings and me. My parents never paid her, and they scolded her constantly. She wasn’t kept in leg irons, but she might as well have been. So many nights, on my way to the bathroom, I’d spot her sleeping in a corner, slumped against a mound of laundry, her fingers clutching a garment she was in the middle of folding.

Tizons Vater war Jurist, seine Mutter Ärztin. Sie lebten im Land der Freien und hielten zu Hause eine Frau, die sie schlugen, wenn sie mit ihrer Arbeit nicht zufrieden waren. Die sie, wenn Besucher nach ihr fragten, als „eine Verwandte aus Manila“ vorstellten, „sehr schüchtern“. Die in Jahrzehnten in den USA keinen Versuch unternahm, sich zu befreien. Schonungslos auch sich selbst gegenüber zeigt der Autor das Machtgefüge in seinem Elternhaus, die eigenartige, von Grausamkeit und Solidarität geprägte Beziehung zwischen Lola, der Sklavin, und Tizons Mutter, den Widerspruch zwischen dem Leben der Tizons als Muster-Einwandererfamilie und ihrem archaischen Familiengeheimnis.

Vor allem aber erzählt er die Geschichte einer Frau, der es gelang, unter widrigen Umständen in Würde zu leben. Diese Geschichte ist unangenehm, voller Widersprüche und ungemein erhellend, weil ihr Autor nichts vereinfacht.

Unsere Sklavin

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