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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Dieser Artikel liefert einen griffigen Erklärungsansatz dafür, warum das Internet Verschwörungserzählungen züchtet: ein Phänomen namens „Evidence Maximalism“. Damit ist gemeint, dass jede Information oder jedes Ereignis als Beweis für die eigenen ideologischen Standpunkte herangezogen wird – und das unabhängig davon, wie schwach oder unzusammenhängend dieser Zusammenhang tatsächlich sein mag. Es ist der perfekte Giftcocktail aus unbegrenzten Mengen an Informationen, Daten und Meinungen im Netz, einer fragmentierten Aufmerksamkeit der Menschen und der Vermischung von Unterhaltung und Informationen.
Ein besonders absurdes Beispiel ist, wie die Beziehung zwischen Taylor Swift und dem NFL-Spieler Travis Kelce als Teil einer „Deep-State“-Verschwörung dargestellt wurde. „Der Superbowl wurde manipuliert, damit Taylor Swift Biden unterstützen kann“ (kein Witz).
Mike Caulfield, Forscher an der University of Washington, identifiziert drei Regeln des Evidence Maximalism:
1. Jedes kleine Ding kann als Beweis für „meine“ Sache angesehen werden. Zum Beispiel deutete ein Beitrag auf X an, dass eine neue pandemieähnliche Katastrophe bevorstehe. Der Beweis? Die US-Supermarktkette Costco hatte ihr Angebot an Notvorräten aufgefüllt.
2. Auch große Ereignisse werden nach Belieben als Belege für ein Thema herangezogen. Beispiel: Als das US-Magazin Sports Illustrated in finanzielle Schieflage geriet, behaupteten rechte Influencer, den Grund zu kennen: Sports Illustrated hatte Kim Petras, eine trans Sängerin und Songwriterin, in einer Ausgabe als Badeanzugmodel gezeigt. Für die Rechten war das der Beweis des Narrativs „Go woke, go broke“.
3. Alle Beweise gegen „meine“ Sache sind in Wirklichkeit starke Beweise für „meine“ Sache. Beispiel: Einige Rechte deuteten den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar als Beweis dafür, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde. Gewalttätige Aufnahmen von MAGA-Aufständischen stellten sie als Teil einer Deep-State-Verschwörung dar.
P.S.: Mit dem Link, den ich für diesen Piq verwendet habe, ist der Artikel 14 Tage lang kostenlos lesbar.
Quelle: Charlie Warzel EN www.theatlantic.com
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Faszinierend und erschreckend. Allerdings habe ich so den Eindruck dass die hier genannten Punkte für jede Verschwörungstheorie passt. Der Zugriff ist "nur" schneller und leichter durch das Internet. Aber genau das ist wohl der Ansatz von Evidence Maximalism.
Sehr einleuchtend, vielen Dank.