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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Eine eigenartige Feature-Reihe des SWR aus der Feder von Armin Chodzinski trägt den Titel "Dr. C's Conversationslexikon – eine ökonomische Radio-Revue-Reihe zur Therapie grassierender Ahnungslosigkeit.“
Mein Einstieg beginnt bei "T wie Tanzen", was aktuell gesendet wurde und jetzt online ist, aber es wird sicher nicht meine letzte Folge gewesen sein. Bei der Folge handelt es sich wohlgemerkt um Folge Nr. 11. Die Serie wird also nicht in alphabetischer Ordnung erarbeitet.
„Tanzen gehört zu den elementaren Lebensäußerungen des Menschen.“
Die Sendung ist eine Mischung aus Doku, Fiktion, Quatsch und Ernst, mit absurden bis philosophischen Ansätzen. Sehr unterhaltsam, schräg und gleichzeitig zum Denken anregend.
Mir bleibt zunächst unklar, um was für eine Figur es sich bei "Dr. C." handelt. Erst ein weiterführender Blick auf die SWR-Seiten gab mir tiefere Einblicke:
„Dr. C. ist Armin Chodzinski, geboren 1970 in Hamburg. Er studierte bildende Kunst und promovierte in Anthropogeographie (die Wissenschaft gibt es tatsächlich, von keinem geringeren gegründet als Alexander von Humboldt – näheres steht in jedem Lexikon ...)“
Wie es der Reihentitel verspricht, werden in der Sendung auch Begriffe im Zusammenhang mit dem Überbegriff der Folge erläutert. Unter anderem wird aus alten Lexika zitiert:
"Meyers Konversationslexikon von 1908: Tanz – gewisse, meist von Musik begleitete und in einem gewissen Zeitmaß-Rhythmus ausgeführte körperliche Bewegungen, die, ausgeübt in dem schöpferischen Drange nach einem in sich harmonischen Erleben des Weltgeschehens durch technische Fertigkeit in das Gebiet der Kunst erhoben werden können."
Dabei wird auf eine künstlerisch ansprechende und sehr unterhaltsame Art Wissenswertes wie Nichtwissenswertes vermittelt oder einfach mal Musik gespielt.
„Sie tanzen auf eine außergewöhnliche, betörende Art und Weise. Ohne jede Eleganz, ohne diese Könnerschaft, eher unwirsch und eckig. Also ohne ein Wie, ohne Warum, ohne Form, ohne Methode. Liegt darin das Radikale Ihres Alphabets?“
So die Moderatorin, die für den unbeholfenen Tanzstil des Gastes, Dr. C., schwärmt, den die Hörerschaft sich nur vorstellen kann. Dieser erläutert dazu:
„Ich zeige Tanzen. Denn Theorie kann man tanzen. Erkenntnis kann man tanzen."
Irgendwann in der Mitte der Sendung schaltet sich die Regisseurin oder Redakteurin über die Gegensprechanlage ins Studio und befindet alles für Mist, was bislang gelaufen ist, was den Gast Dr. C. – hier auch als Autor seiner eigenen Sendung geoutet – in Erklärungsnot bringt:
"Dass man sich hier so mir nichts dir nichts in eine Talkshow hineinschreibt! (…) Ok, Sie träumen von einer Talkshow, also schreiben Sie sich eine. Meinetwegen, Ihr gutes Recht. Autorenrecht, wenn Sie so wollen. Aber das macht überhaupt keinen Sinn! Die Moderatorin verliebt sich während des Gesprächs?“
Dazwischen immer wieder philosophische Gedanken auf einem schmalen Grat zwischen Ernst und Albernheit:
„‘Tanzen ist sowohl alles, aber auch nichts. Es ist eben der Abgrund und das Himmelreich. Tanzen ist die Befreiung und der tiefste Kerker‘- ‚Oh. Warum?‘ – ‚Tja, weil Sie nach einem Warum fragen.‘ – ‚Oh. Warum?‘- ‚ Weil: Das Warum führt zum Wozu, zum Wofür, und von dahin geradewegs zum Zweck und vom Zweck zur Funktion, und von der Funktion zur Methode, und von der Methode zur Optimierung und zur Anwendung. (…) Der Mensch beendet eine Reihe von Fragezeichen immer mit einem großen Ausrufezeichen!‘“
Nicht zuletzt wird noch ein passender Song zum Begriff präsentiert, zu dem auch abschließend die Hörerschaft aufgefordert wird, mitzutanzen, und ihrerseits wieder andere dazu einzuladen, denn "irgendwo wird uns das hinführen!". Man brauche nur das Fenster öffnen, den Pegel lauter stellen und…
"Tanzen für das Fließband, Tanzen für die Jagd, Tanzen für die Firma, Tanz den ganzen Tag, Tanzen in Gemeinschaft, Tanzen aus dem Hüftgelenk, Tanzen für die Ernte, Tanzen, Tanzen, Tanzen, Tanzen!"
Als leidenschaftliche Hobbytänzerin kann ich das nur bestätigen: Ja, irgendwo wird uns das hinführen. Vielleicht an einen schöneren Ort. In einen schöneren Zustand. Oder auf die Liege des nächsten Osteopathen. Wer weiß… Aber machen sollten wir es auf jeden Fall!
Meine herzlichste Hörempfehlung und die Aufforderung zum Tanz!
Quelle: Armin Chodzinski Bild: Armin Chodzi... www.swr.de
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