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Streit um den Klimawandel: Die überhitzte Debatte

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckMontag, 13.08.2018

Jeder redliche Wissenschaftsjournalist, der sich mit dem Thema beschäftigt hat, weiß es: Keine Naturwissenschaft ist so politisiert wie die Klimaforschung, nirgendwo unter Naturwissenschaftlern ist der ideologische Streit so tief, so erbittert und so aggressiv wie unter Klimaforschern. Fakten und Wissenschaft bleiben dabei meistens auf der Strecke. Mir sagte ein Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einmal nüchtern und mit selbstkritischem Unterton, die Prognosen zum globalen, regionalen und lokalen Klimawandel seien ein "stufenweises Zuspitzen der Ungenauigkeit", je nachdem wie weit die Interpretation von Daten ins Detail ginge. Natürlich gehen die Zustände in der Klimaforschung nicht spurlos an den Medien vorbei. Mitunter wird über Wetter, Klima und Klimawandel blühender Unsinn geschrieben. Selbst Wissenschaftsjournalisten, die keinerlei Zweifel am menschengemachten Klimawandel hegen, stehen schnell als "Klimaleugner" oder "Klimaskeptiker" (was für Wortungetüme!) da und geraten in Verdacht, die bevorstehende Apokalypse kleinreden zu wollen, wenn sie für weniger Alarmismus und für mehr Fakten und mehr Besonnenheit plädieren. Axel Bojanowski, Diplom-Geologe und Redakteur in der SPIEGEL-Wissenschaftsredaktion, hat unter dem Titel "Überhitzt" eine "kühle Inspektion" zum "Klimastreit im Dürresommer" geschrieben. Im Gegensatz zu Kommentaren zum Thema wie den von Sonja Margolina in Cicero ist Bojanowskis Analyse ein beispielhafter Text für guten Wissenschaftsjournalismus über Klimaforschung.

Streit um den Klimawandel: Die überhitzte Debatte

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Kommentare 11
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 6 Jahren

    es könnte eine lohnende sache für wissenschaftsjournalist·innen sein, sich einmal mit den neueren ergebnissen der "retrospektiven klimaforschung" zu befassen. also, der zusammenarbeit von geophysikern/geochemikern mit biologen, klimatologen et al. (ich spar mir hier mal das gendern, aber es sind jede menge wissenschaftlerinnen mit dabei, u.a. dianne newman), die inzwischen in der lage sind, in den letzten 2.000 jahren bestimmte historisch belegte entwicklungen mit klima-schwankungen zu korrelieren (nicht nur den tambora-ausbruch anfang des 19. jahrhunderts mit hungersnot in irland, das ist ein alter hut). diese "retro" forschung wird für die verbesserung der klima prognose-modelle inzwischen angewandt (hoffe, das ist nicht zu kurz beschrieben). hier könnte journalismus sehr gut zur allgemeinbildung beitragen, und damit zu einer gesellschaftlich tragfähigen klimapolitik (ergänze: jenseits von a. gaulands letzten äußerungen zum thema).

  2. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 6 Jahren

    beispielhaft? ich fand den artikel ganz schön dünn (dafür aber angenehm kurz).

  3. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 6 Jahren

    Um das Ganze abzurunden weise ich jetzt noch auf diesen Kommentar von Christopher Schrader hin. https://www.riffreport...

  4. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 6 Jahren

    Möchte noch gerne diese Diskussion auf Twitter dazu nachreichen. https://twitter.com/Ax... Aus den Kommentaren erschließt sich vielleicht, warum ich solche Magenschmerzen damit habe.
    P.S: Der Text im Cicero ist unterirdisch. Verstehe nicht, warum der hier noch einen Link bekommt.

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 6 Jahren

      Danke für den Hinweis auf den Thread, Daniela. Ist wirklich eine interessante Diskussion dort (war vielleicht doch ganz gut, dass Twitter sein Zeichenlimit erhöht hat...).

  5. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 6 Jahren

    Es ist sozusagen Axel Bojanowski Business-Modell, darauf hinzuweisen, dass Klima-Prognosen ungenau und mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind. Das ist natürlich nicht falsch, aber halt auch banal. Die Art wie er das oft macht, gefällt mir genauso wenig wie Untergangsszenarien zu fabulieren. Ich gebe zu, ich bin nicht uneinvorgenommen, weil Bojanowski schon ein paar mal Texte veröffentlich hat, die für mich eher das Gegenteil von "gutem Wissenschaftsjournalismus" darstellen. https://klima-luegende...

    Der "Aufsatz"im "PNAS", wie er es nennt, war übrigens eine Meta-Studie, also die Auswertung mehrerer bereits existierender Studien. Ein nicht ganz unwichtiges Detail, wie ich finde.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor 6 Jahren

      Daniela an @piqd Wishlist: Ganz *uneinvorgenommen* hätte ich gerne eine Möglichkeit nachträglich Kommentare zu bearbeiten...

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 6 Jahren

      @Daniela Becker workaround: kopieren, post löschen, post als "neu" einfügen, und vor'm abschicken typos korrigieren. dann hätte ich "uneinvorgenommen" verpaßt, was sehr schade gewesen wäre. ich mag gute typos, manche sind sehr willkommene stolpersteine für's schnelllese-hirn : )

    3. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 6 Jahren

      Es mag banal sein, dass Bojanowski auf die Unsicherheit von Klima-Prognosen hinweist. Aber es ist halt nun mal notwendig (und schade, dass er so ziemlich der einzige ist) - ist es nicht Aufgabe von Wissenschaftsjournalisten, die Komplexität eines Themas deutlich zu machen? Dabei geht es gar nicht darum, den menschengemachten Klimawandel in Zweifel zu tun (was Bojanowski ja auch zu keiner Zeit tut), sondern darum, zu verhindern, dass sich die wissenschaftliche und die politische Debatte voneinander entkoppeln.

    4. Keno Verseck
      Keno Verseck · vor 6 Jahren

      Es stimmt, es gibt Journalisten, die haben eine bestimte Masche oder ein bestimmtes Geschäftsmodell, da wird dann auch oft passend gemacht, was nicht passt, siehe dazu auch den in meiner Leseempfehlung verlinkten Cicero-Text. Auf Axel Bojanowski trifft das m.E. nicht zu, ich finde es ungerecht, ihm vorzuwerfen, dass die gute Art und Weise, wie er als Wissenschaftsjournalist arbeitet, sein "Business-Modell" ist. Ich habe noch nichts von ihm gelesen, was an den Haaren herbeigezogen oder ideologisiert gewesen wäre. Und was das Banale angeht: Oft täte dem Klima- und sicher auch ganz allgemein dem Journalismus etwas mehr Banalität im Sinne von weniger Hysterie, weniger Marktschreierei, weniger Alarmismus usw. gut.

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      @Keno Verseck Dass man naturwissenschaftliche Studien hinterfragt, ist notwendig. Und Bojanowski macht da einen recht guten Job. Es braucht aber auch mehr Kollegen, die sich kritisch mit den Sozialwissenschaften befassen - nicht zuletzt mit der Genderforschung. Was dort teilweise als "Erkenntnisse" postuliert wird, basiert oft nur auf kleinen Stichproben und überschaubaren Umfragen. Naturwissenschaftler weisen regelmäßig auf die speziellen Rahmenbedingungen hin, unter denen ihre Erkenntnisse gelten. Sozialwissenschaftler sind da viel weniger bescheiden und camouflieren ihre persönliche politische Agenda gerne mit angeblich seriöser Forschung.

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