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Reichsbürger, Kreationisten und „Volksverräter": Wie das postfaktische Zeitalter zu erklären ist

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerDienstag, 22.11.2016

Die Erde ist bekanntlich eine Scheibe, ihre Erwärmung eine Erfindung der Chinesen, um die US-Wirtschaft in die Knie zu zwingen und die „Lohnlücke" nun wirklich ein Problem: Wenn das alles stimmt, dann leben wir in „Postfaktischen Zeiten". Aus Wünschen und Wahrnehmungen baut sich jeder seine Wirklichkeit auf, und verbreitet das immun gegen Daten und Statistiken. Was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu, deren Kerngeschäft doch das Ermitteln von Fakten ist?

Die ZEIT hat zehn renommierte Forscher befragt. Die Wiener Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann urteilt: „Wir leben in einer postmodernen Zeit, in der akzeptiert wird, dass jeder seine Meinung haben und diese auch beliebig in Geschäftsmodelle umwandeln darf, solange es lukrativ ist." Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: „Der Lügenpresse-Vorwurf der Pegida-Bewegung ist zum Wutschrei erstarrte Postfaktizität, die Ultrakurzformel einer Verschwörungstheorie." Oder der Klimaforscher Mojib Latif: Im Internet würden Menschen Thesen verbreiten, „mit denen sie praktisch alles infrage stellen, was der Weltklimarat an wissenschaftlichen Fakten zusammenträgt – obwohl sie selbst im Bereich Klima und Energie weder forschen noch veröffentlichen."

Fünf Fragen stellte Eva Bucher 40 Professorinnen und Professoren, etwa zwei Drittel haben ihr geantwortet. 1. Werden erwiesene Fakten Ihres Themenfeldes in der Öffentlichkeit bestritten? 2. Woran liegt das? 3. Was hat sich da verändert? 5. Wie sollte die Wissenschaft reagieren?

Das ist wirklich sehr lesenswert, denn es gibt Futter für den Umgang mit den Petrys, Trumps und Co.'s dieser Welt und erklärt ein bisschen, was da draußen gerade los ist in Ungarn, Großbritannien, in Mecklenburg-Vorpommern oder auf den Philippinen. Die Welt ist derartig kompliziert, dass es einfach zu viele Fakten zu geben scheint.

Nur bei der 4. Frage ist die Antwort der Wissenschaftler enttäuschend: Wie gehen Sie persönlich damit um? Vermutlich ist das nicht das Feld der Faktenschaffer.

Reichsbürger, Kreationisten und „Volksverräter": Wie das postfaktische Zeitalter zu erklären ist

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