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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Dennis Basaldella, Jahrgang 1982, studierte Filmregie in Rom und Europäische Medienwissenschaft als Bachelor und Master an der Universität Potsdam. Von 2014 bis 2020 war er als Mitarbeiter und Leiter im Filmarchiv des Filmmuseums Potsdam tätig und arbeitete im Forschungsprojekt „Regionale Bilder auf Filmen (1950–1990)“ zum DDR-Amateurfilm des Filmmuseums mit. Seine Dissertation „Ein Leben für den Film. Der freie Filmhersteller Horst Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR“ an der Universität Hamburg erschien 2020 beim Büchner-Verlag und war 2021 in der Shortlist der Kategorie „Bücher“ für den Willy-Haas-Preis nominiert. Er arbeitet und forscht vor allem zu den Themen DDR, Filmgeschichte und Biografien.
Wer in der DDR-Geschichte-Bubble auf Twitter unterwegs ist, dem ist vermutlich schon die Debatte um das neue Buch "Beyond the Wall" der Historikerin Katja Hoyer aufgefallen. Hoyer selbst ist in Ostdeutschland geboren und lebt seit Jahren in Großbritannien. Bekannt wurde sie, vor allem beim englischsprachigen Publikum, durch ihr sehr erfolgreiches Buch "Blood and Iron: The Rise and Fall of the German Empire 1871–1918" von 2021. Das Buch von 2021 wurde von der englischsprachigen Presse gefeiert und die Kritiken der Presse in ihrer britischen Heimat zum neuen Buch über die DDR sind nicht weniger euphorisch. Sie gehen sogar so weit, Hoyers Buch – das in Deutschland nun unter dem Namen "Diesseits der Mauer" bei Hoffmann und Kampe erscheint – als eine "bahnbrechende" neue Sichtweise auf den ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat zu feiern.
Vergessen werden darf dabei nicht, dass das Interesse an deutscher Geschichte in Großbritannien vor allem beim breiten Publikum – wie Hoyer selbst in einem ZEIT-Interview (Paywall) sagt – groß ist. Doch genau hier beginnt das Problem um Hoyers Buch, denn hier in Deutschland wird die Kritik darüber zunehmend lauter. Allen voran findet sich der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, der mit Hoyer und ihrem Buch in der hier verlinkten Buchkritik "Sozialismus in Pastell: Katja Hoyers DDR-Geschichte" beim Berliner Tagesspiegel (und auch in seinen jüngsten Tweets) hart ins Gericht geht. Auch der Historiker Bert Hoppe kritisiert Hoyers Sichtweise im bereits erwähnten ZEIT-Interview in seinem Tweet vom 5. Mai 2023. Kern der Kritik ist neben ihrem durchaus problematischen Exkurs in die "Cancel Culture Debatte" (siehe Hoppe) auch ihre unkritische Sicht auf die Geschichte der DDR. So werden in dieser unkritischen Haltung und (folgt man der Kritik von Kowalczuk) teils auch beschönigende Sichtweise auf die Welt der DDR die autoritäre Rolle des SED-Staates und die Durchdringung des Alltags der Menschen durch ihre Machtapparate wie der Staatssicherheit fast völlig ausgeblendet.
Obwohl ich das Buch nicht gelesen habe und somit nicht nachvollziehen kann, ob dies im Buch wirklich so ist, sollte die Kritik von Kowalczuk durchaus ernst genommen werden – auch weil er einer der wichtigsten Historiker:innen zum Thema der Aufarbeitung der SED-Diktatur ist.
Stimmt die Kritik, folgt Hoyer mit ihrer Sichtweise gegenüber der DDR somit in gewisser Hinsicht dem allgemein bekannten Satz "Es war ja nicht alles schlecht". Das Problem bei diesem Satz ist, dass er durchaus richtig ist, denn auch in der DDR liebten und lebten Menschen, die sich zuweilen auch mit den Umständen arrangiert haben. Und sicherlich können und sollen, wie Hoyer auch betont, die Ostdeutschen auf ihre Geschichte stolz sein. Dennoch ist es schwierig, die DDR ganz ohne die politische Komponente zu sehen, denn wie in jeder Diktatur bestimmte die Politik fast jeden Aspekt des Lebens ihrer Bürger:innen. Völlig außer Acht gelassen wird dabei auch, dass die Stasi mit ihrem langen Arm nicht nur Vollstreckerin dieser Kontrolle war, sondern dabei auch das Leben zahlreichen Menschen im Land zerstört hat.
Ein Vergessen oder sogar Ignorieren dieser Aspekte ist jedoch problematisch für die immer noch nicht abgeschlossene und immer noch extrem wichtige Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Quelle: Kai-Uwe Heinrich Bild: Tagesspiegel Artikel kostenpflichtig www.tagesspiegel.de
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Eine etwas andere Einordnung des Themas findet sich in diesem Spiegel+ Artikel. https://www.spiegel.de...
Zusammengefasst stellt er die negativen Kritiken in ihrer Stringenz in Frage und vergleicht das Buch mit den aktuellen Texten von Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann. Dazu auch mehr hier:
https://www.deutschlan...
Ich fand diese Einordnung deutlich schlüssiger als die Verrisse, die mir doch sehr zugespitzt erschienen und eine Lücke verteidigen, die in der Betrachtung der DDR fehlt.
Was für ein Medienecho in wenigen Tagen.
Nicht nur in der ZEIT gab es ein langes Interview, auch im SPIEGEL, was man ebenso über blendle lesen kann: https://blendle.com/i/...
In der Süddeutschen gibt es einen frei zugänglichen Verriß:
https://www.sueddeutsc...
Und der Deutschlandfunk ist nicht eindeutig: https://www.deutschlan...