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Nachhaltige Transformation durch Dekonstruktion von Lebenslügen

Ole Wintermann
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Ole WintermannMontag, 03.01.2022

Unsere gegenwärtige Wirtschafts- und Lebensweise hat definitiv keine Zukunft. Es ist ein Umdenken vonnöten und die Frage kommt auf, wie dieses Umdenken vorangebracht werden kann. Wie kann eine ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft angegangen, ausgestaltet und kommuniziert werden? Mit der Beantwortung dieser Frage befasst sich das laufende Projekt des Umweltbundesamtes mit dem Titel "Narrative einer erfolgreichen Transformation zu einem ressourcenschonenden und treibhausgasneutralen Deutschland“.

Der bereits 2021 erschienene Zwischenbericht offenbart einen Ausweg aus der polarisierten Debatte um Nachhaltigkeit, die sich ja zuletzt erneut vor der Bundestagswahl zugespitzt hatte.

Die Polarisierung in der Gesellschaft kann dadurch überwunden werden, dass existierende Lebenslügen dekonstruiert werden, indem die hinter den Lebenslügen wirkenden Wertesysteme und (scheinbaren und ehemals vielleicht auch rationalen) Sachlogiken offengelegt und neu zusammensetzt werden.

Der Zwischenbericht des UBA unternimmt diese Dekonstruktion in insgesamt 8 Lebensbereichen: Mobilität, Bauen und Wohnen, Freizeit, Landnutzung und Landwirtschaft, Kommunikation, Arbeit, Konsum und Ernährung.

Für den Mobilitätsbereich bedeutet dies beispielsweise, dass die extreme Fokussierung auf das Auto damit erklärt wird, dass die Autoindustrie ein systemrelevanter Sektor ist, der es schafft, das Auto mit Wachstum und Status zu verbinden und damit als “Potenzmittel” (Originalzitat) zu labeln. Dekonstruiert wird dieser Potenzmythos dadurch, dass das Auto als Teil eines “Teamsports” (Verbindung in Bewegung) gesehen wird und gefragt wird, inwiefern Mobilität uns allen nützen kann. Damit wird Mobilität zur Dienstleistung und dem Menschen untergeordnet.

Diese spannende Dekonstruktion findet in anderen Bereichen ebenso statt: Bauen hat nichts mit dem Wohlstand der nachfolgenden Generation zu tun, Freizeit ist nicht die Möglichkeit, Events zu konsumieren, sondern Achtsamkeit voranzubringen, Arbeit dient nicht der Existenzsicherung, sondern der verstärkten Sinnerfüllung.

Der große Vorteil dieses Ansatzes ist es, dass damit Denkmuster und gelebte scheinbare Wahrheiten demaskiert und Räume für neue Handlungsparadigmen bei den Menschen geschaffen werden können. 

Simpel formuliert: Es wird den Menschen eine alternative Sicht auf die Welt angeboten.

Nachhaltige Transformation durch Dekonstruktion von Lebenslügen

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Kommentare 6
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 3 Jahre · bearbeitet vor fast 3 Jahre

    Eigentlich ist ja jede Lebensweise eine zeitlich begrenzte. Und es reicht nicht irgend eine alternative Sicht anzubieten. Sie muß auch nachvollziehbar und realistisch sein. Verbale moralisierende Dekonstruktion der "Potenzmittel" ist das eine, empirische Überprüfung und langfristige Verifizierung alternativer Konzepte das andere. Mir scheint, wir haben zu viele Geschichtenerzähler und zu wenig Handwerker und Ingenieure, die eine reale Transformation machen könnten.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor fast 3 Jahre

      Ich würde da keine Front zwischen "Geschichtenerzählern" und den "ehrlich" Tätigen aufmachen wollen. Meiner Erfahrung nach sind beide Seiten aufeinander angewiesen. Auch die Handwerker sind auf "Geschichtenerzähler" angewiesen, die auf internationale Ebene Handelsverträge beschließen und damit die Arbeitsbedingungen des Handwerkers bestimmen. Und: Alle dort genannten Erzählungsstränge basieren auf einer breiten empirischen Basis, auf die im Originaltext eingegangen wird.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 3 Jahre · bearbeitet vor fast 3 Jahre

      @Ole Wintermann Ich geb zu, ich habe den Originaltext nur überflogen. So empirisch ist m.E die Abstützung. der Narrative nicht. Wie man halt solche Studien abstützt um die gewünschten Ergebnisse zu bekommen. Und ob sich auf dieser Basis in internationalen Handelsverträgen was erreichen läßt? China, Rußland und die USA werden sich davon kaum beeindrucken lassen. 😏

      Und ob Handwerker und viele Ingenieure mit der Sprache und Begriffswelt wirklich was anfangen können? Ob das ihre lebensweltlichen Erfahrungen trifft?

  2. Nathalie Popovic
    Nathalie Popovic · vor fast 3 Jahre

    Der Link funktioniert leider nicht.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor fast 3 Jahre

      Hallo, ich habe gerade nochmal den Link überprüft. Er hat funktioniert. Zur Sicherheit poste ich ihn hier aber auch nochmal manuell: https://www.umweltbund... VG

    2. Nathalie Popovic
      Nathalie Popovic · vor fast 3 Jahre

      @Ole Wintermann Jetzt hat es geklappt. Vielen Dank!! Vor allem auch für den spannenden piq.

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