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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Die Theaterregisseurin und Autorin Angela Richter spricht mit der Transformationsforscherin Maja Göpel über den deutschen Wahlkampf, in dem so schamlos gelogen wurde wie selten zuvor. Ein angenehm ruhiges und sachliches Gespräch und eine interessante Nachlese, jetzt, wo die Stimmen gezählt sind. Vor allem aber auch ein Ausblick darauf, wie es beim nächsten Mal besser laufen könnte.
Dass Politiker unangenehmen Wahrheiten ausweichen, gab es schon immer. Dass nun aber offen und oft unwidersprochen Unwahrheiten gesagt werden, ist im Wahlkampf besonders grell sichtbar geworden. Wie kann verhindert werden, dass das der neue Standard wird?
Die Welt hat sich seit der Verabschiedung der Menschenrechtscharta deutlich verändert. Wir brauchen neue individuelle Grundrechte und die Möglichkeit, sie auch auf europäischer Ebene einzufordern. Deshalb unterstütze ich die Kampagne von Ferdinand von Schirach, die genau dies fordert.
Was genau?
Zum Beispiel das Recht auf eine intakte Umwelt. Oder das Recht, nicht von Algorithmen ausspioniert zu werden. Eines war in der öffentlichen Debatte über diese Kampagne besonders umstritten: das Recht auf Wahrheit. Dass wir ein Recht darauf haben sollen, dass in politischen Ämtern die Wahrheit gesagt wird. Wie soll das denn bitte gehen, hiess es. Wir haben das ein halbes Jahr diskutiert, darüber auch mit Juristinnen gesprochen – und der Punkt ist folgender: Es geht nicht darum, nie Informationen vorzuenthalten oder auch mal eine Lüge verwenden zu dürfen. Es geht um das systematische Lügen als Strategie. Wir konnten in den USA sehr gut beobachten, was mit einer Demokratie passiert, wenn der Faden zwischen realem Geschehen und den Aussagen von Amtsträgerinnen reisst.
Wir sollten ein Recht haben auf Fakten? Auf Transparenz?
Es geht nicht darum, dass man in Fragen der nationalen Sicherheit Staatsgeheimnisse offenlegt. Es geht darum, dass in dem Moment, wo ein Politiker an die Öffentlichkeit tritt, ich mich darauf verlassen kann, dass er mich nach bestem Wissen und Gewissen informiert und nicht einfach Sachen erfindet. Die Offensichtlichkeit der Lügen bei einigen prominenten Kandidatinnen im Wahlkampf hat mich da wirklich sehr verstört.
...
Wenn Sie für die Zeit nach der Wahl in Deutschland eine Utopie formulieren müssten, wie würde sie lauten?
Die Hoffnung, dass wir aufhören, uns gegenseitig die Schuld zuzuschieben, und stattdessen sagen: Lasst uns die veralteten Strukturen ändern, dann können wir auch gemeinsam wieder nach vorne kommen. Dass wir wirklich auf die kulturell, sozial und ökologisch destruktiven Strukturen schauen und sie integrativ, partnerschaftlich, kooperativ und chancengerecht neu ausrichten. Dass wir aus einer systemischen Perspektive heraus sagen: Lasst uns mit rechts, links, grün, rot, oben, unten, mit diesen vorgefertigten Meta-Konzepten wie Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus aufhören und ganz konkret die Überzeugungen, Anreize, Beziehungsmuster, Regeln und Institutionen transformieren, die ein wertschätzendes und regeneratives Wirtschaften und Zusammenleben künstlich schwer machen. Dass wir also fragen: Welche Lösungen dienen dem Schutz des Lebendigen, der Diversität und der Versorgungssicherheit – und nicht dem Mammon, der technischen Machbarkeit und der Macht?
Quelle: Angela Richter Bild: Hannes Jung/laif www.republik.ch
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Diese Form von Wahlkampf wird es wohl nicht noch einmal geben. Die Zeiten, dass die Konservativen ihre politischen Gegner nur diffamieren ohne sich inhaltlich mit ihnen auseinanderzusetzen, dürfte vorbei sein. Zu lange, seid Bismarck, sind sie damit durch gekommen.
Seid ich als Jugendlicher die Politik beobachte, gibt es immer wieder Stimmen, die rechts und links abschaffen wollen.
Und es gelingt nie.
Deshalb als Ergänzung und Korrektur dieser Beitrag:
https://www.zeit.de/po...