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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Interessantes Projekt: Im Auftrag des Bundesverteidigungsministeriums gehen Tübinger Forscherinnen und Forscher um den Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer der Frage nach, ob Literatur Kriege und Krisen vorhersagen kann.
Das Studienteam analysiert Literaturen krisengefährdeter Regionen. Ziel ist das Monitoring von Text- und Rezeptionsmustern und das Aufzeigen von Krisen- und Gewaltpotenzialen und deren wahrscheinlicher Dynamik in einer „Conflict and Emotion Map“. Auf diesem Weg kann Literaturbeobachtung zum Zweck der Krisenfrüherkennung und Gewaltprävention operationalisiert werden.
Innerstaatliche Konflikte sind komplexe Phänomene, die in der Regel mit grundlegenden Legitimations-, Identitäts- und Wertekrisen einhergehen und sich entlang emotionaler Dynamiken entwickeln. Erste Fallstudien zum Kosovo-Serbien-Konflikt (1970-1999), zum Konflikt um die islamistische Gruppierung Boko Haram in Nigeria (2009-2020), dem Biafra-Konflikt in Südostnigeria (2009-2020) und zur politischen Krise in Algerien 2019 haben gezeigt, dass Literaturbeobachtung und -auswertung frühzeitig aufzeigen kann, wo und wie sich Wahrnehmungs- und Deutungsmuster verschieben und wie fiktionale Texte Einfluss nehmen auf die Interpretationsrahmen und Motive von Gruppen und Gesellschaften – oft schon Jahre bevor sich diese in konkreten Handlungen sichtbar manifestieren.
In der deutschen Öffentlichkeit hat das Projekt Cassandra kaum Aufmerksamkeit gefunden. Hier ein Artikel aus der ZEIT, allerdings hinter der Paywall. Sonst findet man so gut wie nichts dazu.
Die hier gepiqde Reportage aus dem Guardian geht der Sache ausführlich auf den Grund. In Zeiten von Big Data und AI scheinen Wertheimer und sein Team tatsächlich einen Weg gefunden zu haben, über Literaturanalyse Konflikte vorherzusagen.
In one of his last reports to the defence ministry, towards the end of 2019, Wertheimer had drawn attention to an interesting development in the Caucasus. The culture ministry of Azerbaijan had recently supplied libraries in Georgia with books carrying explicit anti-Armenian messages, such as the works of poet Khalil Rza Uluturk. There were signs, he warned, that Azerbaijan was ramping up propaganda efforts in the brewing territorial conflict with its neighbouring former Soviet republic.
War broke out a year later: 6,000 soldiers and civilians died in a six-week battle over Nagorno-Karabakh, an enclave of Azerbaijan populated by ethnic Armenians.
Wertheimer sagt:
Great writers have a “sensory talent”. Literature, he reasons, has a tendency to channel social trends, moods and especially conflicts that politicians prefer to remain undiscussed until they break out into the open. “Writers represent reality in such a way that their readers can instantly visualise a world and recognise themselves inside it. They operate on a plane that is both objective and subjective, creating inventories of the emotional interiors of individual lives throughout history.”
Quelle: Philip Oltermann Bild: Dominik Gigler/Th... EN www.theguardian.com
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hm. Sicher ein interessanter und vorallem funktionierender Ansatz.
Allerdings nur in Ergänzung zu anderen gesellschaftlichen Beobachtungen - denn Literatur findet ja gerade nicht im luftleeren Raum statt.
weitere interessante Frage wäre wie man darauf reagiert.
was hätte man zb in dem Jahr in Aserbaidschan tun können?
Und wie zäh und oft auch unwillig internationale ReAktionen sind, haben wir ja beispielsweise auf Polen und Ungarn gesehen, obwohl wir da weitaus mehr haben als Literaturanalysen...
Klingt wie die drei Tage des Condor.
Es ist gut, dass es verlängert oder wiederaufgenommen worden ist.
Ich las davon, als es 2017 als Einjahresprojekt startete:
https://www.bmvg.de/de...