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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Eigentlich wollte ich hier aktuell ein anderes Feature empfehlen, das online gerade in seiner Gesamtlänge von 72 Minuten (derart lange Feature-Sendeplätze gibt es heute nicht mehr!) zu hören ist. Es ist vom "Erfinder" des deutschsprachigen Radiofeatures, Ernst Schnabel, der mindestens ebenso Poet wie Radiojournalist war, und es zeigt auf, welche akustische Sprache in diesem Genre gesprochen werden kann: wie mit wenigen Worten, mit Geräuschen, Stimmen und anderen akustischen künstlerischen Mitteln eine Geschichte erzählt und eine ganze Welt erschaffen werden kann, und das über eine längere Zeitstrecke: das Feature "Lidice - das schweigende Dorf" - diese Empfehlung also vorneweg.
Doch aktuell möchte ich noch ein anderes künstlerisches Feature empfehlen, das zurecht bei Deutschlandfunk Kultur eher als "Soundpoem" bezeichnet wird. Im Original entstand es 2019 für France Culture. In seiner deutschen Fassung - übrigens grandios adaptiert - wurde es aber erst kürzlich fertiggestellt: "Le Voyage" von einer international bekannten Koryphäe des künstlerischen Features - Kaye Mortley.
"Es gibt keine Sprache ohne Falle. Wie soll man die Landschaft lesen?"
Es ist eine poetische Klanginstallation, die Kaye Mortley hier gelungen ist, voller Ruhe, Rhythmus, Polyphonie und Auslassungen, die dennoch eine bewegende Geschichte zu erzählen vermag: einer fatalen Reise quer durch Australien im Jahr 1860.
"Männer gehen los, um ein Land zu entdecken. Sie verlaufen sich in der Wüste. Dann haben sie nichts mehr zu essen, nichts mehr zu trinken, und sie sterben."
18 Männer, 23 Pferde und 27 Kamele - von denen nichts geblieben ist. 2000 Tonnen Proviant haben ihnen nichts genützt. Doch ein großer Teil der Geschichte wird hier der Vorstellungskraft der Hörer überlassen. Eine stichwortartige Aneinanderreihung von Aufzählungen, Listen aller Art suggeriert, dass hier alles bestens durchdacht, die Reise minutiös geplant, vorbereitet und dokumentiert wurde, und doch kennt die Hörerschaft schon hier das bevorstehende Unglück.
"Haferflocken für die Kamele. Kartoffeln. Kamele. Mehl. Kamele. Körbe. Blusons. Wollhosen. Socken. Hemden. Stiefel. Heugabeln. Schubkarren. Schaufeln. Besen mit Stilen. Bürsten für die Kamele. Fußfesseln für die Kamele. Eine amerikanische Badewanne. Groß. Eine amerikanische Axt. Fleischermesser. Töpfe. Schlösser für die Koffer. 75 Meter Leinwand zum Reparieren der Zelte. Schleifstein mit Kästchen. Schreibzeug. Brennholz. 6000 Kilo. Von Melbourne nach Swan Hill. 20. August bis 6. September..."
Hier werden Dinge wie Trophäen aufgestellt, während das Ungreifbare immer begreifbarer wird und viele Fragen unbeantwortet bleiben. Die Reisenden scheinen sich an allem Greif- und Zählbaren festzuhalten, was ihnen ein Gefühl der Kontrolle, der Sicherheit in einer unwirtlichen Landschaft, in einer lebensfeindlichen Lage, zu geben vermag. Es wird ihnen nichts nützen.
"Wie soll man die Landschaft lesen? Das Auge sieht keine Dinge. Nur Formen von Dingen, die auf andere Dinge verweisen. (...) Die Zeichen bilden eine Sprache. Aber nicht die Sprache, die du kennst."
Kaye Mortley kommt erst spät mit den Fragen auf, die sich langsam, aber stetig beim Hören manifestieren: "Warum reist du so viel? Wozu brauchst du das?" fragt die Erzählstimme, woraufhin die Antwort auf Französisch in verzerrter Form dahingehaucht wird: "L'ailleurs est un miroir negatif - das Anderswo ist ein Zerrspiegel." Und dann schlägt die Autorin einen Bogen zum Heute, zum eigenen Erleben, macht sich Gedanken darum, was es eigentlich bedeutet, zu reisen.
"Du, die du aus fernen Ländern zurückkehrst, du gehst voran und schaust zurück. Irgendwie gibt es ein Hin und Zurück zwischen dem Heute und Gestern. (...) Deine Reise - führt sie immer in die Vergangenheit? Man glaubt, man sei in der Gegenwart, doch man ist in der Vergangenheit. Doch wenn du vorwärts gehst, verändert sich die Vergangenheit."
Mortleys poetische Reise ist nichts für Wissbegierige, denen es darum geht, Fakten zu sammeln. Er bekommen die Fakten, aber diese haben eine andere Wirkung als gewöhnlich. Sie sprechen hier eine andere Sprache. Hier liegt alles in der Poesie des Klangs, in der "Sprache dazwischen". Und die ist wirkungsvoll - für diejenigen, die sich darauf einlassen wollen.
"Derjenige, der die Geschichte der Reise liest, versteht nicht, was der Reisende erlebt hat, weil - es ist nicht erzählbar. Aber darum geht es gar nicht. (...) Die Reise führt nach innen."
Quelle: Kaye Mortley Bild: picture alliance ... www.deutschlandfunkkultur.de
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