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Finnland engagiert sich gegen Obdachlosigkeit

Charly Kowalczyk
Journalist

Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de

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Charly KowalczykMittwoch, 28.04.2021

"Wir hätten keine Chance, wenn es in Finnland keinen Konsens darüber gäbe, dass jedem eine Wohnung zusteht. In den vergangenen 15 Jahren gab es sehr unterschiedliche Regierungskoalitionen, aber dieses Ziel ist fest verankert. Sanna Marin, die aktuelle Regierungschefin, ist sehr ambitioniert. Sie verlangt jetzt von uns, dass es bis 2027 gar keine Obdachlosigkeit mehr gibt. Das ist ein ehrgeiziges Ziel und auch eine große Herausforderung. Dass eine Regierung die Hilfsorganisationen so fordert, ist sicherlich ungewöhnlich. In vielen Ländern ist es ja umgekehrt."

Sagt Juha Kaakinen, Geschäftsführer von "Y-Säätiö", einem der vier größten Wohnungsanbieter in Finnland, in einem SPIEGEL-Interview. Der gemeinwohlorientierten Stiftung gehören aktuell mehr als 17.000 Wohnungen.

Überall in Europa nimmt die Obdachlosigkeit zu. Durch die Pandemie verstärkt sich das gesellschaftliche Problem zusätzlich. Wirtschaftliche Krisen, überteuerte Wohnungen, psychische Krankheiten... Es gibt viele Gründe, warum man auf der Straße landet. In Finnland stemmt sich ein großer Teil der Gesellschaft gegen ein Leben ohne Respekt und Würde. Das ist bemerkenswert. Durchaus auch aus ökonomischen Gründen:

"Bevor wir anfingen, wurden die Notunterkünfte in Helsinki von einer Firma verwaltet, die viel Geld bekam, obwohl die Zimmer menschenunwürdig waren. Das wollten wir beenden. Als wir dann die ersten Wohnungen anboten, merkten wir schnell, dass uns das doppelt hilft: Unser Konzept senkt die Kosten für die Allgemeinheit, weil es weniger Notfälle und Chaos gibt. Gleichzeitig gibt es den Menschen ihre Würde zurück. Wir behandeln sie wie normale Mieter, nur dass sie eben mit Sozialhilfe oder Wohngeld bezahlen. 2008 hat die Regierung aus diesem Konzept dann eine offizielle Strategie für ganz Finnland gemacht."

Juha Kaakinnen klammert Probleme nicht aus. Er sucht nach Lösungen und redet dabei nichts schön. Kaakinnen verhehlt nicht, dass es auch in Finnland Widerstand gegen die Bekämpfung der Obdachlosigkeit gibt. Alles andere wäre aber auch eine zu große Überraschung. Aber er zeigt im Gespräch mit dem SPIEGEL auf, dass es für alle europäischen Staaten eine Möglichkeit gäbe, Obdachlosigkeit zu verhindern. Wohnungslosen wieder Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Wenn es einen Willen dazu gäbe!

Finnland engagiert sich gegen Obdachlosigkeit

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