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Empörung als Waffe: Sollten wir Populisten lieber ignorieren?

Karsten Lemm
Reporter
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Karsten LemmSonntag, 03.06.2018

Gerade hat Alexander Gauland wieder Dreck geredet, und reflexhaft schlägt ihm die Empörung entgegen: Pflichtgemäß berichten Medien über seine „Vogelschiss“-Bemerkung, aufrechte Menschen, denen bei Nazi-Kommentaren weiterhin die Galle hochkommt, regen sich in sozialen Medien über den AfD-Chef auf – und der aktuelle Rechtsaußen der deutschen Politik darf sich freuen, weil er sein Ziel erreicht hat: maximale Aufmerksamkeit für eine widerwärtige Bemerkung, deren Effekt er kühl im voraus kalkuliert haben dürfte.

Was tun? Natürlich müssen Journalisten darüber berichten wenn der Fraktionsvorsitzende einer Bundestagspartei die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlost; aber zumindest die Aufregung in den sozialen Medien ließe sich begrenzen, wenn wir alle vor dem nächsten Teilen auf Facebook oder Twitter kurz innehalten würden, um darüber nachzudenken, ob wir mit unserer öffentlichen Empörung nicht indirekt denen helfen, die uns provozieren wollen.

Der Schriftsteller Norbert Niemann erklärt in diesem Essay für die ZEIT, wie geschickt Populisten die Strategien von Werbeagenturen übernommen haben, mit schockierenden Aussagen und Aktionen möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen – weil Hinsehen und Hinhören in Zeiten der Informationsüberflutung eine Grundbedingung für Erfolg ist. Mit der Konsequenz, dass Marktschreierei jeden rationalen Diskurs übertönt:

Seit sich das Rumor-Prinzip des aggressiven Marketings in der Politik durchgesetzt hat, wird das Terrain des Politischen immer weniger mit Argumenten, immer mehr jedoch durch das Auffinden und Instrumentalisieren von Erregungsherden abgesteckt. Die populistischen Akteure surfen auf Wellen der Zustimmung und der Empörung, die sich wechselseitig hochschaukeln.

Meinungen werden dabei wichtiger als Fakten; die Fronten verhärten sich, die Spaltung der Gesellschaft nimmt mit jeder gezielt eingesetzten Provokation weiter zu. Der Text stammt aus dem März 2017 und hat leider kein bisschen an Aktualität verloren.

Empörung als Waffe: Sollten wir Populisten lieber ignorieren?

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