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Ein sicheres Herkunftsland? Afghanistan weist so viele Tote durch Anschläge auf wie noch nie

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsFreitag, 12.10.2018

Selbstmordattentäter, Autobomben und versteckte Sprengsätze machen Afghanistan zu einem gefährlichen Land. Durch Sprengsätze sind in dem Staat so viele Zivilisten verletzt und getötet worden wie noch nie zuvor. Das berichtet die UN-Mission Unama. Im Detail: Von Januar bis Ende September seien mindestens 1065 Zivilisten bei Anschlägen ermordet und weitere 2569 verletzt worden. 

"Alle Arten von Bomben und Sprengsätzen zusammengefasst, ist dies ein Anstieg von 21 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode", schreibt die Frankfurter Rundschau. "Die Zahl der Opfer durch bei Selbstmordattentaten ausgelöste Bomben allein stieg gar um 46 Prozent."

Mehr als die Hälfte der zivilen Opfer, exakt 52 Prozent, sind seit Jahresanfang durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) verursacht worden, weitere 40 Prozent wurden von den radikalislamischen Talibankämpfern getötet, meist durch Selbstmordattentäter. Diese Zahlen hat ebenfalls die Unama errechnet.

Die Hälfte der Anschläge seien gezielt gegen Zivilisten gerichtet gewesen. Unter den Opfern listet die Unama Hebammenschülerinnen, Studenten, Cricketspieler, Wrestler und auch Moscheebesucher auf. Acht von Terroristen Ermordete waren Kandidaten für die Parlamentswahl. Besonders von tödlichen Anschlägen betroffen war die Provinz Kabul. 433 Zivilisten wurden in der Hauptstadt und Umgebung vor allem durch Selbstmordanschläge getötet und 969 verletzt.

Auch die Zahl der Binnenflüchtlinge nahm zu. Fast 250.000 Menschen sind seit Januar 2018 in Afghanistan vor Kämpfen aus ihren Dörfern und Städten geflohen. Das geht aus einem weiteren UN-Bericht hervor. Aus 32 der 34 Provinzen werden Vertriebene gemeldet. 57 Prozent davon sollen Kinder sein.

Diese Zahlen sprechen eindeutig gegen die Einschätzung des Bundesinnenministers Horst Seehofer, dass Afghanistan so sicher sei, dass dorthin abgelehnte Asylbewerber abgeschoben werden könnten. Er hatte im Juli die Abschiebung von 69 Männern nach Afghanistan begrüßt.

"Wir als Bundesregierung halten eine generelle Abschiebung nach Afghanistan wieder für möglich", sagte Seehofer gegenüber Panorama. Getroffen hatte die Sammelabschiebung aus mehreren Bundesländern überwiegend Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen waren, um ein besseres und sicheres Leben zu führen: 50 der 69 abgeschobenen Afghanen waren keine Straftäter, Gefährder oder "Identitätsverweigerer".
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