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Nach dem Hauptschulabschluss arbeitete Ertle auf dem Bau, im Supermarkt und bei der Hundesteuer. Irgendwann fing er an zu schreiben, holte das Abi nach, studierte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft und lebt heute als Autor und Journalist in Dresden.
Seine Reportagen und Interviews erscheinen u.a bei: Tagesspiegel, Galore, Süddeutscher Zeitung und dem SZ-Magazin.
Im wohlsituierten Münchner Stadtteil Schwabing leert ein Hochstapler das Konto einer Eltern-Kind-Initiative. Das ist der Stoff, der das Zeug zum Schelmenroman hat und aus dem eine grandiose Doku entstanden ist.
Ein Schelm namens Basti bekommt für sein entwicklungsverzögertes Kind einen Integrationsplatz in der "Villa Kunterbunt". Basti, der sich als BWLer und Besitzer einer Event-Agentur ausgibt und in Wahrheit arbeitslos ist, engagiert sich in der Initiative und bemüht sich um den Job des Kassenwarts. Damit verbunden ist der Zugang zu Rücklagen in Höhe von 250.000 Euro, die er für schnelle Autos, gutes Essen und Prostituierte ausgibt.
Die große Stärke der Doku ist die Mischung aus virtuoser Inszenierung und Gesellschaftskritik. Basti und die geschädigten Eltern erzählen, auf deren heimischen geschmackvollen Sofas sitzend, ihre Sicht der Dinge, nur gelegentlich unterbrochen von surrealen Partyszenen in Superzeitlupe. Was besonders fasziniert, sind die Interviews, die Milieustudie und Kammerspiel zugleich sind.
Hier das linksliberale wohlhabende Schwabinger Bürgertum mit reflektierten, gut gekleideten Männern und eloquenten, schönen Frauen. Dort der Schelm aus der Arbeiterklasse, der mit Protz, Keckheit und Machismo die Kassen der Wohlhabenden leert. Und wie bei jedem guten Schelmenroman freut man sich ein ganz kleines bisschen über den Erfolg des Betrügers.
Eine preisverdächtige Doku.
In der Mediathek verfügbar bis 29.08.2018.
Quelle: David Spaeth daserste.de
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