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Die Wirkung von Gewalt in Computerspielen … bleibt unklar!

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsMontag, 13.03.2017

Gerade macht unter Spielenden und Vertretern der Gaming-Industrie wieder eine Studie die Runde, die – glaubt man der journalistischen Aufbereitung – den Zusammenhang zwischen Konsum gewalthaltiger Computerspiele und der langfristigen Verringerung von Empathie eindeutig widerlegt. Unter anderem schreibt der Tagesspiegel über das Ergebnis: »Zocker sind so empathisch wie andere Menschen.«

Ganz so einfach ist es aber selbstverständlich wieder nicht. Die Autoren der Studie räumen selbst ein, dass sich »false negatives« (Fälle verringerter Empathie, die nicht als solche erkannt werden) nicht völlig ausschließen lassen und andere Faktoren die Ergebnisse möglicherweise verfälscht haben (etwa der Konsum gewalthaltiger Filme bei der nicht-spielenden Kontrollgruppe). Zudem ist die Aussagekraft der funktionellen Kernspintomografie (fMRT) nach wie vor umstritten und wird nicht selten als »Großhirn-Voodoo« betrachtet.

Und noch etwas sollte zur Vorsicht mahnen: Motherboard weist nachdrücklich darauf hin, dass das Online-Journal Frontiers in Psychology (bzw. die Frontiers-Mediengruppe), auf dem die Studie erschienen ist, in der Vergangenheit nicht immer seriös gearbeitet hat. So wurden unter anderem Arbeiten zur Existenz von so genannten Chemtrails, zur Nichexistenz vom HIV sowie zur angeblich schädlichen Wirkung von Impfungen veröffentlicht und wenig später wieder entfernt. Das Peer-Review-Verfahren ist auch deswegen in diesem Fall sehr fragwürdig, weil Frontiers für die Veröffentlichung größere Geldsummen verlangt und so wenig Anreiz besitzt, problematische Artikel erst gar nicht bestehen zu lassen.

Umgekehrt bedeutet die Fragwürdigkeit einer Studie natürlich auch nicht, dass das Gegenteil automatisch wahr ist. Ob mediale Gewalt sich auf unsere Empathie auswirkt, bleibt umstritten oder bislang nur unter sehr speziellen Bedingungen wahrscheinlich. Unabhängig der Wirkung von Gewalt in Games, könnte man aber dennoch häufiger über ihren prominenten Platz im Gaming nachdenken.

Die Wirkung von Gewalt in Computerspielen … bleibt unklar!

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Kommentare 3
  1. zae sa
    zae sa · vor mehr als 7 Jahre

    Bitte die Studie mit dem Fisch lesen und verstehen. Es geht nicht um "Gehirn-Vodoo", weil man auch bei einem toten Fisch Aktivierung "messen" kann, sondern bei der Auswertung sauber und transparent/nachvollziehbar zu arbeiten, die richtigen Korrekturen anzuwenden.

    Ja, die Forschung im Bereich von Gewalt in Videospielen hat aber dennoch methodische Probleme, dazu empfehle ich folgenden Text:
    http://de.in-mind.org/...

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 7 Jahre

      Vielen Dank für den Hinweis und den Link!

      Die Autoren der Studie gehen ja auch selbst auf die potentielle Problematik der fMRT ein und erläutern, wie sie damit umgehen. Eine Restunsicherheit räumen sie dennoch ein, nur von der taucht dann eben nichts mehr in der journalistischen Aufbereitung oder der Diskussion innerhalb der Spielkultur auf. Mehr will ich ja eigentlich auch nicht zum Ausdruck bringen: Skepsis ist nicht nur angebracht, wenn eine Studie negative Wirkung von Gewalt in Games gefunden haben will, sondern ebenso, wenn eine Studie keine Wirkung gefunden haben will. Insbesondere, da ja noch weitere Unsicherheiten in der Studie eingeräumt werden.

      Und noch ein Hinweis meinerseits: Der verlinkte Forschungsstand zum Zusammenhang von Aggression und der Nutzung digitaler Spiele ist sicher auch relevant für die vorliegende Studie. Dort wird jedoch nicht nach Aggression, sondern nach Empathie gefragt. Die Methodik ist also auch eine andere.

    2. zae sa
      zae sa · vor mehr als 7 Jahre

      @Christian Huberts Mich hat es wohl vor allem bei dem Wort "Gehirn-Vodoo" gerissen. Wenn man selbst im Bereich Neurowissenschaften arbeitet, dann sticht eine solche Vereinfachung einer durchaus relevanten Debatte zu Sinn und Unsinn der Methode etwas in der Seite.
      Und ja, Empathie ist nicht gleich Aggression. Die Debatte ist aber die gleiche.
      Aber ich finde es positiv anzumerken, dass hier auch auf das Renommee des Journals eingegangen wird und eben der Befund einer einzelnen Studie gut relativiert wird. Die Qualität einer Studie sollte viel öfter in der Berichterstattung eine Rolle spielen. Beziehungsweise nach kurzer Recherche nicht über eine einzelne Studie berichtet werden, wenn die Aussagekraft unklar ist. Aber das ist wieder eine ganz andere Debatte - jedenfalls dennoch interessanter piq - Danke dafür! :)

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