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Kurator'in für: Klima und Wandel
Ich bin freie Journalistin und Teil des journalistischen Kollektivs Collectext. Nach einem Bachelor in Philosophie und Biologie habe ich die multimediale Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule genossen. Am liebsten erzähle ich Geschichten, die Mut machen. Die finde ich meistens in der sozial-ökologischen Transformation, manchmal auch in der digitalen.
Im 2. Leben bin ich Umweltaktivistin. Wie ich das mit professionellem Journalismus vereinbaren kann?
-> collectext.de/journalismus-und-aktivismus/
Falls Sie es verpasst haben sollten: Heute war ein wichtiger Tag für die deutsche Endlagersuche. Es wird jetzt ein bisschen kompliziert, denn die ganze Suche ist kompliziert. Aber die Idee war, dass sich Bürger*innen dieses Mal von vornherein beteiligen können. Wenn wir das noch erreichen wollen, sollten alle verstehen, was heute passiert ist:
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung, das Unternehmen, das mit der Endlagersuche betraut wurde, hat den sogenannten "Zwischenbericht Teilgebiete" veröffentlicht. Seit die Endlagersuche 2017 in eine neue Runde gegangen ist, war immer von einer weißen Deutschlandkarte die Rede – keine Region sollte bevorzugt behandelt werden, weder Großstädte noch Gorleben. Diese Karte ist seit heute nicht mehr weiß, sondern etwa zur Hälfte eingefärbt. Auf Basis von wissenschaftlichen Daten wurden 90 Teilgebiete ermittelt, die weiter erforscht werden sollen, um das bestmögliche (also sicherste) Endlager für den hochradioaktiven Atommüll zu finden. (In dieser interaktiven Karte auf der Webseite der BGE können Sie ihre Postleitzahl eingeben und herausfinden, ob Ihre Region weiter in Frage kommt.)
Und jetzt sind wir alle gefragt!
Ich selbst habe im Januar schon einmal recht ausführlich für Perspective Daily aufgeschrieben, wie die Endlagersuche ablaufen soll und wo es Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen gibt.
Hier möchte ich allerdings den aktuellen Kommentar von Ulrich Schnabel auf Zeit Online zu dem Thema empfehlen. Er beginnt so:
Käme die Idee nicht etwa 40 Jahre zu spät, wäre sie großartig: Mithilfe der Wissenschaft und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger suchen wir nach dem besten Platz für ein Atommüllendlager in Deutschland. Und dann beschließen wir einmütig als Gesellschaft, unseren strahlenden Abfall – der ja irgendwo hinmuss – dort zu verstauen. Endlager gut, alles gut.
Schnabel beschreibt im Beitrag ein paar Gründe, die dagegen sprechen, dass die eigentlich brillante Idee eines "partizipativen, wissenschaftsbasierten, transparenten, selbsthinterfragenden und lernenden" (Zitat aus dem Standortauswahlgesetz) aufgehen wird. Ich habe trotzdem Hoffnung. Es ist eine beispiellose gesellschaftliche Aufgabe, einen Standort zu finden, der von allen akzeptiert wird; vor allen Dingen von den Menschen, die in der Region leben.
Je mehr Menschen sich jetzt schon informieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir diese Aufgabe meistern. Deswegen lesen Sie heute bitte etwas, irgendetwas über die Endlagersuche. Danke!
Quelle: Ulrich Schnabel www.zeit.de
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Ich glaube nicht, dass irgendjemand ernsthaft die Suche und die Errichtung eines Endlagers in Deutschland betreibt.
Erstens ist es zweifelhaft, ob ein solches Endlager überhaupt so sicher sein kann, dass es über Jahrtausende hinweg zuverlässig funktioniert. Wie will man das sicherstellen? In Deutschland hat man es ja noch nicht einmal geschafft, "nur" schwach- und mittelradioaktive Substanzen zu lagern, ohne dass die entsprechende Location (Asse) nach kurzer Zeit absäuft und derzeit kaum jemand weiß, wie man diesen Schlamassel in den Griff kriegen soll.
Zweitens wird sich keinE PolitikerIn in Deutschland an diesem Thema die Finger verbrennen wollen. Da kann man nur verlieren.
Die Verantwortlichen spielen auf Zeit; nur deshalb hat man sich für dieses extrem langwierige Verfahren entschieden. "Geeignete" Orte hätte man schon längst finden können, wenn man gewollt hätte. Und wie kann es eigentlich sein, dass Gorleben, welches jahrzehntelang als geeignet galt, auf einmal nicht mehr geeignet sein soll? Dass sich die geologischen Bedingungen dort geändert haben sollten, halte ich für ausgeschlossen, oder hat jemand den Untergrund ausgetauscht ;-)
"Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ist dennoch überzeugt vom deutschen Weg. Deutschland sei bei der Lösung des Atommüll-Problems weiter als die meisten anderen Länder mit Atomkraftwerken, sagte sie am Montag.
Zumindest FINNLAND kann Schulze damit nicht meinen. Auf der Insel Olkiluoto, im Südwesten des Landes, sollen schon in vier bis fünf Jahren die ersten gebrauchten Brennstäbe eingelagert werden. „Es sieht gut aus“, sagte Janne Mokka, Chef der Betreibergesellschaft, der F.A.Z. kürzlich auf die Frage, ob dieser Zeitplan trotz Corona zu halten sei. Aller Voraussicht nach habe man Mitte der zwanziger Jahre „das erste funktionsfähige Endlager für hochradioaktiven Abfall auf der Welt“. Die Finnen, die knapp ein Drittel ihres Stroms aus Kernenergie beziehen, haben vor, den atomaren Abfall in Kupferkapseln einzuschließen und sie 450 Meter unter der Oberfläche in fast zwei Milliarden Jahren altem Granitgestein zu lagern. Nicht nur geologisch hat Finnland die besseren Voraussetzungen für ein Endlager. Auch die Bürger stehen dem Thema offener gegenüber. „Hier in Finnland sind alle überzeugt davon, dass sich diejenige Generation, die von der Atomkraft profitiert und den Strom aus den Atomkraftwerken verbraucht, auch um den Abfall kümmern und ein Endlager bauen muss“, sagte Betreiber-Chef Mokka. Selbst die Grünen seien für das Endlager auf der Insel."
https://www.faz.net/ak...
Gut, dass es wieder mal los geht ....
Danke fürs Piqen dieses wichtigen Themas! Aber bei aller Euphorie für Bürgerbeteiligung: Am Ende wird der Bundestag entscheiden müssen, nur er ist dazu legitimiert - und er wird die Entscheidung gegen irgendwelche Betroffenen massiv durchdrücken müssen. Es sei denn, was ich nicht hoffe, man karrt das Zeug nach Russland oder Afrika oder wo auch immer hin.