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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Desinformation muss bloß oft genug wiederholt werden, dann bleibt in der Öffentlichkeit irgendetwas hängen – und wenn es nur ein subtiles Misstrauen ist. So geschehen auch im Fall der Weißhelme, einer Organisation von Ersthelfern, die in Syrien Tausende Menschen nach Luftangriffen notfallversorg(t)en.
Der Gründer von Mayday Rescue, der NGO, die Geld für die Weißhelme auftrieb, wurde am 11. November 2019 tot auf der Straße vor seinem Apartment in Istanbul gefunden. Die türkischen Behörden bestätigten später, dass er vom Balkon gestürzt war. Ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelt, ist bis heute nicht geklärt.
Sicher ist, dass James Le Mesurier zu besagter Zeit in schlechter Verfassung war. Seine NGO Mayday Rescue, die Weißhelme und er selbst waren Opfer einer organisierten Desinformationskampagne geworden und standen unter immensem Druck. Bis heute halten einige Medien an den Verschwörungsmythen fest, obwohl sie widerlegt sind.
Der Spiegel hat die Geschichte sehr lesenswert aufgeschrieben. Es folgt eine verkürzte Variante. Wer sich die Zeit nehmen mag, sollte das Original lesen und bei näherem Interesse in diesen BBC Podcast reinhören.
James Le Mesurier war bis 2000 Mitglied der britischen Streitkräfte, wo er unter anderem im Kosovo Erfahrungen in Konfliktmanagement sammelte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär hatte er diverse Positionen im Bereich Politikberatung und Sicherheit inne, auch im Mittleren Osten.
2014, drei Jahre nach Ausbruch des Konflikts in Syrien, gründete Le Mesurier schließlich seine eigene NGO: Mayday Rescue. Ziel war es, ein Netzwerk von gut ausgebildeten Ersthelfern in Syrien zu schaffen. Die syrische Luftwaffe war zu dieser Zeit dazu übergegangen, gezielt zivile Infrastruktur unter Beschuss zu nehmen. Tausende SyrerInnen wurden bei den Bombardements von Wohnvierteln, Schulen und Krankenhäusern verschüttet. Die Weißhelme retteten, wen sie konnten, und bargen die Getöteten.
Die Situation eskalierte weiter, als Russland im Herbst 2015 offen intervenierte. Die Weißhelme filmten die Angriffe und stellten die Videos ins Internet. Für Russland bedeutete das augenscheinlich desaströse PR.
So begann eine Desinformationskampagne, die ihresgleichen suchte. Die Anschuldigungen reichten über „Die Weißhelme gehören zu Al Kaida!“ bis hin zu „Alles Tarnung für organisierten Organschmuggel!“. Innerhalb Syriens wurden die Weißhelme gezielt ins Visier genommen. Eine zweite Welle von Bombardements traf regelmäßig einige Minuten nach der ersten ihre Ziele, um herbeigeeilte Ersthelfer zu töten.
Westliche Geber wiederum unterstützten die Weißhelme. Politisches und militärisches Engagement in Syrien waren (und sind) ein heißes Pflaster, Ersthelfer zu unterstützen war dagegen eine recht sichere Nummer. Zwischen 2014 und 2019 stellten westliche Regierungen 120 Millionen Euro zur Verfügung. 20 davon kamen aus Deutschland.
Mayday Rescue und die Weißhelme wuchsen schnell, waren von der Bürokratie allerdings überfordert —120 Millionen Euro Unterstützung bedeuten Papierkram ohne Ende. Problematisch wurde die Bürokratie für James Le Mesurier persönlich im Sommer 2018. Als Russland, die Truppen der Assad-Regierung und Irans zwei Provinzen im Süden des Landes eroberten, versuchte Le Mesurier, Mitglieder der Weißhelme zu retten. Verhandlungen mit Russland scheiterten seinen Angaben nach (ein russischer Kontaktmann habe die Weißhelme als „Ungeziefer, das ausgerottet werden solle" beschrieben).
Auf Druck der USA und Kanada öffnete Israel nach langem Hin und Her schließlich die Grenze für 98 Weißhelme und ihre Familien, die Asyl in Drittländern erhalten sollten. Le Mesurier war an den Ort des Geschehens gereist und hatte 50.000 US-Dollar Bargeld aus dem Tresor von Mayday Rescue mitgenommen, um vor Ort gewappnet zu sein. Er brauchte letztlich 9.200 davon, der Rest wurde korrekt verrechnet, allerdings nicht zeitgerecht verbucht.
Es folgte eine unsägliche Geschichte mit einem neu eingestellten Buchhalter, der sich als Hochstapler entpuppte, und konstruierte Vorwürfe, die auf angeblich veruntreutem Geld beruhten. Letztlich stellte sich heraus, dass die Finanzen von Mayday Rescue sauber waren. Da war der Schaden aber bereits angerichtet und James Le Mesurier tot. In der Nacht, als er starb, konnte er trotz Schlafmitteln nicht einschlafen, berichtet seine Frau Emma.
Als Folge besagter unsäglicher Geschichte löste sich Mayday Rescue schließlich auf. Die Weißhelme werden jedoch weiter finanziert und sind im Nordwesten Syriens aktiv, wo Luftangriffe weiterhin die syrische Zivilbevölkerung treffen.
Quelle: Christoph Reuter Bild: AP EN www.spiegel.de
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