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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Ein wunderbar ästhetisches und zeitlos aktuelles Feature ist die Produktion „Dem Himmel so nah-ost! Ein akustisches Himmelfahrtskommando“ von Helgard Haug und Thilo Guschas aus dem Jahr 2017, das 2019 für den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Bestes Sachhörbuch“ nominiert war, und das nach seiner Wiederholung vom 20.02. aktuell noch online bei Deutschlandfunk Kultur nachzuhören ist.
Die Herangehensweise an das schwierige Thema Nahostkonflikt gelingt hier auf ungewöhnliche und beinahe poetische Weise: Der Himmel über allem Geschehen schafft hier die Verbindung. Der Himmel über Land und Leuten, in dem palästinensische Kinder besser keinen Drachen steigen lassen sollten - und in dem ein Israeli sich trotz aller Widrigkeiten den Wunsch erfüllt, mit einem Fesselballon aufzusteigen, als könnte er das Land besser verstehen, wenn er es aus der Vogelperspektive betrachtet. Manche seiner israelischen Kunden singen dort oben dann das Lied vom Frieden: „Hevenu shalom alechem…“
Der Himmel wölbt sich als Sehnsuchtsort über verfeindeten Lagern. Alle atmen dieselbe Luft. Und doch wird er in der Realität von unsichtbaren Grenzen durchzogen. Nur die Zugvögel durchqueren den Luftraum, ohne sich um die Konflikte und Grenzen zu scheren.
Auch ein palästinensischer Theaterautor und -regisseur mit israelischem Pass, der für ein palästinensisches Publikum schreibt, kommt zu Wort. Den Israelis habe er „nichts zu sagen“. Dabei präsentiert er die meisten Stücke sogar mit Untertiteln, doch „die Israelis kommen nie“. Vögel spielen in seinen Stücken eine große Rolle:
„Das Besondere an diesem Land ist, dass es einem Schlauch gleicht. Zwischen dem Meer auf der einen Seite und der Wüste auf der anderen. (…) Die Zugvögel aus Europa fliegen über diesen schmalen Streifen Land. (…) Und diese friedliche Passage symbolisiert das, was sein könnte, sein sollte. Einen Zustand, der lange vor der Militarisierung des Landes liegt. (…)”
Der Englische O-Ton steht viel frei, die Übersetzung wird aufs Nötigste reduziert. Die letzten starken Worte des Theaterregisseurs bleiben unübersetzt:
„The humans fucked it up. The birds are still trying.“
Wie lebt es sich in einem solchen Zustand? Man blendet den Konflikt aus, so gut und so lange es eben geht. Ein gebürtiger Israeli beschreibt eine Alltagssituation: “Du bist am Strand, hast eine tolle Zeit, hast alle Alltagssorgen ausgeblendet.” Drei Minuten später sehe man dann einen Kampfjet am Himmel. „Du weißt, wohin der Kampfjet fliegt“. Seine Großeltern waren 1939 noch rechtzeitig aus Wien geflohen. Er ist in Israel geboren und aufgewachsen.
"Der Himmel – ein Ort der Freiheit?", fragt die Erzählerin, und der Israeli gibt die Antwort:
„It’s a place of borders just as much as the land is. (...)
The palestinians can’t put a kite up.“
Ein nachdenkliches, vielschichtiges und poetisches Feature, in dem unterschiedlichste Menschen beider Seiten zu Wort kommen, in dem Geschichtliches wie Alltägliches bis Ungewöhnliches vermittelt wird, und dem es gelingt, dem Thema über die Fokussierung auf das Element der Luft etwas von seiner Schwere zu nehmen.
Quelle: Helgard Haug und Thilo Guschas Bild: Thilo Guschas www.deutschlandfunkkultur.de
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Leider gelange ich über diesen Link nur zur Ankündigung bzw. Publikumsinformation des DeutschlandRadio zur Sendung, nicht zur Sendung selbst. Auch der Verweis auf den "Hörspielpark", wo diese Sendung angeblich per CD oder Datei zu erhalten sei, führt ins Leere: Derzeit sei aus urheberrechtlichen Gründen die Sendung nicht verfügbar. Schade!
Danke für diese außergewöhnliche Empfehlung !