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Der große Rausch

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertSamstag, 28.03.2020

Der Kampf gegen Drogen wird in allen westlichen Staaten mit großer Anstrengung betrieben. Warum ist das so? Geht es wirklich um die Gesundheit der Bürger? So ganz kann man das nicht glauben, haben die Staaten doch früher selbst mit Drogen gehandelt. Großbritannien zum Beispiel hat mit dem Verkauf von Opium an China den Aufbau seines Imperiums finanziert. Die Opiumkriege kosteten viele tausend Menschenleben. Also, was steckt wirklich hinter dem Krieg gegen die Drogen? Arte zeichnet den Drogenhandel in einer dreiteiligen Dokumentation nach. Wie ist er entstanden, wie hat er sich entwickelt und weshalb sind Drogen heute nicht frei zugänglich, wie sie es zu früheren Zeiten durchaus waren?

Heroin und Kokain haben in der Weltwirtschaft genauso viel Gewicht wie Erdöl und Textilien. Für die Entstehung der mächtigen Drogenkartelle sind die Kolonialmächte ebenso verantwortlich wie Pharmaunternehmen, Bankensysteme und Geheimdienste der ganzen Welt. In drei Folgen zeichnet ARTE die Geschichte des globalen Drogenhandels nach. Im 19. Jahrhundert breitete sich Opium auf Betreiben der Kolonialmächte in ganz Asien aus. Zur gleichen Zeit entdeckte die pharmazeutische Industrie des Westens mit Morphium, Kokain und Heroin neue Wundermittel. Während sich die Rauschgiftabhängigkeit zum weltweiten Problem entwickelte, wurden Drogen nach und nach verboten. Infolge der Prohibition entstanden die ersten Drogenkartelle, die immer wieder den Schutz der Staaten suchen sollten. Einen beispiellosen Boom erlebten diese kriminellen Netzwerke während des Kalten Krieges, als Geheimdienste Drogen politisch instrumentalisierten. Die USA mussten das teuer bezahlen: Ein Drittel ihrer Soldaten in Vietnam waren 1970 heroinabhängig. Im Jahr darauf rief US-Präsident Richard Nixon in einer historischen Rede den „Krieg gegen die Drogen“ aus.

Dadurch rief Nixon allerdings auch eine ganz andere Macht auf den Plan, wie der zweite Teil der Dokumentation offenbart.

1971 zog das mächtigste Land der Welt in den Krieg gegen die Drogen: Die USA griffen hart durch. Doch der Drogenhandel ließ sich nicht besiegen, sondern wurde nur verdrängt und änderte sein Gesicht. Während im Kampf gegen Drogen weltweit aufgerüstet wurde, übernahm Ende der 70er Jahre eine neue Generation von Drogenhändlern, denen es nicht mehr allein um Geld ging, sondern um Macht. Der Kolumbianer Pablo Escobar, der wohl berühmteste Drogenbaron, aber auch Cosa-Nostra-Oberhaupt Totò Riina auf Sizilien, der birmanische Opiumkönig Khun Sa im Goldenen Dreieck oder der mexikanische Drogenboss Félix Gallardo stürzten ihr Land ins Chaos. Sie ließen den weltweiten Drogenhandel explodieren und bedrohten die amtierenden Machthaber. Es dauerte fast 20 Jahre, bis sich die Staaten organisiert hatten und die Drogenbarone stürzen konnten.

Dann gab es durchaus Erfolge im Kampf gegen den weltweiten Drogenhandel. Fast sah es so aus, als ob die Staaten die Geister, die sie einst riefen, doch noch unter Kontrolle bringen konnten. Weshalb es ihnen letztlich nicht gelang, schildert drei Teil der Arte-Dokumentation. Die Drogenhändler tauchten ab und es wurden neue synthetische Drogen entwickelt. Die Szene ist den Staaten wieder einen Schritt voraus.

Polizeiliche Erfolge im Kampf gegen Drogen haben zu einer Zersplitterung der Szene geführt. Unsichtbar zu sein, ist die neue Waffe der Drogenhändler. Der illegale Handel hat sich in schwer kontrollierbaren Kriegsregionen wie in Afghanistan oder Kolumbien verfestigt. In Mexiko haben die Kartelle ihr Land in eine Spirale der Gewalt gestürzt, und auf der ganzen Welt ist die Bilanz des Kriegs gegen Drogen erschreckend ernüchternd. Mit synthetischen Drogen, die sich leicht herstellen und verstecken lassen, tritt eine neue Generation von Drogenhändlern im weißen Kittel auf den Plan.

Die dreiteilige Dokumentation ist in der Arte-Mediathek noch bis zum 29. Mai 2020 zu sehen.

Der große Rausch

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