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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Emran Feroz, geboren und aufgewachsen in Innsbruck, hat afghanische Wurzeln und in Tübingen Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Seit mehreren Jahren ist er als freier Journalist und Autor für viele deutsch- und englischsprachige Medien (u.a. taz, Deutschlandfunk, Deutsche Welle, Al Jazeera, The New York Times, The Intercept) tätig. Aus seiner afghanischen Heimat berichtet er regelmäßig. Zu seinen Schwerpunkten gehört der Drohnen-Krieg sowie die politische Lage in Nahost und Zentralasien. 2017 veröffentlichte er das Buch "Tod per Knopfdruck" zum US-Drohnen-Krieg. 2018 folgte "Kampf oder Untergang", ein Gesprächsband mit Noam Chomsky. 2021 erschien sein letztes Buch "Der längste Krieg - 20 Jahre War on Terror".
Winston Churchill gilt als einer der Helden des Zweiten Weltkrieges. Diese Sichtweise dominiert nicht nur in Großbritannien, sondern auch anderswo.
Dabei ist es wichtig, den "Mythos Churchill" zu dekonstruieren und genau das tut Priyamvada Gopal, Professorin für Postcolonial Studies an der Universität Cambridge.
Churchill war nämlich in erster Linie ein Rassist und Massenmörder – und zwar aus der Sicht von Millionen von Menschen, die bis heute unsichtbar gemacht werden.
Warum? Unter anderem deshalb:
Churchill is on record as praising “Aryan stock” and insisting it was right for “a stronger race, a higher-grade race” to take the place of indigenous peoples. He reportedly did not think “black people were as capable or as efficient as white people”. In 1911, Churchill banned interracial boxing matches so white fighters would not be seen losing to black ones. He insisted that Britain and the US shared “Anglo-Saxon superiority”. He described anticolonial campaigners as “savages armed with ideas”.
Wer derartige Tatsachen verbreitet, wird allerdings auch schnell abgestempelt und angefeindet. Es ist dann schnell von "Cancel Culture" die Rede. Genau das ist Gopal im Kontext einer Churchill-kritischen Veranstaltung widerfahren.
Dabei ist es wichtig, solche Narrativen zu dekonstruieren, und zwar in konstruktiver Art und Weise. Man muss gezielte Bildungsarbeit leisten. Mittlerweile gibt es verschiedene Plattformen hierfür. Ich selbst greife zum Beispiel regelmäßig auf Instagram oder Twitter zurück (inkl. der Aufbereitung von Quellen usw.).
Gopal schreibt auch folgendes:
Even his contemporaries found his views on race shocking. In the context of Churchill’s hard line against providing famine relief to Bengal, the colonial secretary, Leo Amery, remarked: “On the subject of India, Winston is not quite sane … I didn’t see much difference between his outlook and Hitler’s.”
Umso mehr fragt man sich, warum man so selten von solchen historischen Episoden hört. Mir persönlich wurde nicht nur in der Schule, sondern auch während meines Studiums vor allem eins vermittelt: Churchill war ein demokratischer, antifaschistischer Held.
Das dem nicht so ist, sollte mittlerweile klar sein – und verbreitet werden.
Quelle: Priyamvada Gopal EN www.theguardian.com
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Keine Gewichtung der Lebensleistung wird vorgenommen, sondern es wird ein Zitat ohne Quellenangabe benutzt.
Das ist intellektuell armselig.
Ich finde die Reaktionen unter diesem Piq schon interessant und fasse diese wie folgt auf: Sowohl mein Piq als auch der Artikel von Gopal sind "einseitig" und werden gar als eine Art "Angriff" wahrgenommen. Es wird krampfhaft versucht, Churchill zu verteidigen. Ist ja schön und gut, dass Churchill so viele positiven Seiten hatte, Thomas und Achim. Diese negiert ja auch niemand. Aber vielleicht habt ihr auch einmal daran gedacht, dass Menschen wie Gopal und ich eben auch ein anderes Bild - und zwar eines das viel zu kurz kommt! - von diesem Mann haben? Dürfen wir das denn überhaupt? Laut Churchill sind Afghanen ein zurückgebliebenes, barbarisches Volk. Er sagte u.a. folgendes:
"We see them in their squalid, loopholed hovels, amid dirt and ignorance, as degraded a race as any on the fringe of humanity: fierce as the tiger, but less cleanly; as dangerous, not so graceful. Those simple family virtues, which idealists usually ascribe to primitive peoples, are conspicuously absent. Their wives and their womenkind generally, have no position but that of animals. They are freely bought and sold, and are not infrequently bartered for rifles. Truth is unknown among them."
Sorry, aber jemand, der so über meine Vorfahren gesprochen hat, wird von mir äußerst kritisch betrachtet. Da ist es mir dann auch ziemlich wurscht, was mir die weiße Mehrheitsgesellschaft in Deutschland oder anderswo erzählen will.
Es mag ja sein, dass in der Schule oft eher Geschichts-Schablonen gelehrt werden. Schulbildung reicht in der Regel nicht für ein differenziertes Geschichtsbild. Nur ist am Ende das Gegenteil der Schablone auch wieder eine. Denn bei einer solchen zu Ende vereinseitigten Geschichtsschreibung wie im Piq, war es am Schluß wohl auch egal, wer den zweiten Weltkrieg gewonnen hat? Waren ja alles Rassisten und Massenmörder. Stalin, Mao, Roosevelt, Churchill, Hitler, Ata Türk, Envar Hotscha - alles eine Soße. Und wir müßten heute nicht über Menschenrechte, Demokratie oder Gleichberechtigung streiten. Die gäbe es gar nicht .... Ja, Menschen und ihre Geschichte sind widersprüchlich, nicht ideal und genügen meist nicht den Ansprüchen zukünftiger Generationen. Die hätten damals alles viel besser gemacht.
In welcher aktuell lieferbaren oder klassischen Churchill-Biographie steht denn nicht, dass er an fünf Kolonialkriegen teilgenommen hat und dabei bei der letzten Kavallerieattacke der britischen Kriegsgeschichte mitgeritten war?
Wie kann man bezweifeln, ob ein Politiker, der 55 Jahre (!) Parlamentsarbeit geleistet hat, kein Demokrat ist?
Welche Geschichte des Zweiten Weltkrieg kann ohne Schaden seine überragende Rolle verschweigen?
Gibt es dafür ein Beispiel?
Churchill bleibt eine der großen Gestalten der Weltgeschichte mit sehr viel Licht und auch mit Schatten. Hier nur das Dunkle zu betonen, das ist nicht nur einseitig, sondern falsch.
Und Churchill war kein Massenmörder. Er nahm an den Kolonialkriegen als junger Husarenleutnant und Kriegsberichterstatter teil. Selbstverständlich hat ein solcher keine Kriegsentscheidungen gefällt.
Außerdem war Churchill auch noch, was selten vorkommt, ein großer Autor, der den Nobelpreis für Literatur erhielt.
In seinen Texten über die Kolonialkriege sieht Churchill das Vorgehen der englischen Führung durchaus kritisch.
https://www.perlentauc...