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4chan, Gamergate, Trump: Wie die Nerdkultur rechte Kulturkrieger hervorbringt

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglMontag, 20.02.2017

Einen Artikel zum Zusammenhang zwischen Nerdkultur, dem Kulturkrieg um GamerGate und dem Aufstieg der "Alt-Right"-Bewegung im Netz und der Politik gab es schon zu lesen, dieser hier gräbt aber noch ein Stück tiefer: Dale Beran schreibt in seinem (langen) Essay aus der Innensicht über eine - meist männliche, jugendliche - Internet-Subkultur als psychologische Brutstätte neuer rechtspopulistischer Bewegungen.

Die Welt der Spiele wurde in GamerGate zum ersten größeren Kriegsschauplatz - und somit zum Testgelände für Methoden, Kampagnen und Strategien, die spätestens seit Trump in der Weltpolitik angekommen sind. Beran geht von den Anfängen der 4chan-Kultur über erste Scharmützel der Anonymous-Bewegung gegen Scientology bis hin zum Erstarken rechter Positionen durch Breitbart als Ausdruck einer trotzigen Selbststilisierung als Verlierer - die gerade im Erfolg Trumps einen ironischen Triumph erleben, den sie achselzuckend als Pyrrhussieg hinnehmen.

Spielen kommt dabei in der Psyche einer ganzen Generation von sich verloren fühlenden jungen Männern als "safe space" eine besondere Bedeutung zu - der Kampf gegen "Social Justice Warriors" und damit einhergehend liberale gesellschaftliche Positionen fiel hier auf besonders fruchtbaren Boden.

Gamergate at last was a “raid” that mattered, that wasn’t just a fun lark to pass the time or a winking joke. Here was another issue (besides “let me do what I want on the internet all the time”) that spoke to the bulk of 4chan users.

Anon was going to get “SJW”s (ie. empowered women) out of their safe spaces — video games — the place from which they retreated from women by indulging in fantasies in which they were in control (that is to say, ones which demeaned women).

Lang, aber lesenswert - ein Stück zuvor ungeschriebene Internetzeitgeschichte.

4chan, Gamergate, Trump: Wie die Nerdkultur rechte Kulturkrieger hervorbringt

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Kommentare 4
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 6 Jahre

    besser spät als nie...
    Lese gerade dieses ausgezeichnete Buch dazu und habe das Gefühl ein Fenster zu einem Paralleluniversum gefunden zu haben:
    https://mojoreads.com/...
    Leider lerne ich auch dabei, dass "durchgegenderte" Texte wirklich schwer lesbar sind.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 7 Jahre

    Ausgezeichnete Empfehlung! Hier wird sehr leicht zugänglich, ein sehr komplexes Phänomen erklärt.
    Was ich kurios finde: Obwohl der Verfasser selbst Comics schreibt, geht er über "V for Vendetta" als kulturellem und visuellem Einfluss lapidar hinweg "They all wore masks, mostly Guy Fawkes masks, inspired by the Wachowski sisters’ adaptation of a comic book". Und seit wann sind die Wachowskis Schwestern?

    1. Rainer Sigl
      Rainer Sigl · vor mehr als 7 Jahre

      Die Wachowskis sind prominente Trans-Frauen, siehe hier: https://en.wikipedia.o...

      Zu Alan Moore: Stimmt, eigentümlich - obwohl man durchaus argumentieren kann, dass die (IMHO) mediokre Filmadaption mehr Publikum erreicht hat als die grandiose Vorlage. V.a. das Ende des Films - mit der Armee von gesichtslosen Maskenträgern - scheint mir da ikonografisch einflussreicher als Moores Ende.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 7 Jahre

      @Rainer Sigl Peinlich, ist bislang tatsächlich an mir vorbeigegangen, mit den Wachowskis. Besten Dank für die Bildungsarbeit:)

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