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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Deutschland, der vermeintliche Weltmeister der Vergangenheitsbewältigung, befindet sich in einem politischen Rechtsruck. Das hat das Jahr 2023 in aller Drastik gezeigt,
schreibt Matthias Quent in der Schweizer Republik.
Und die Lage wird sich voraussichtlich 2024 dramatisch zuspitzen, wenn gewichtige Wahlen anstehen.
Er forscht zum Rechtsextremismus, ist Professor für Soziologie und Vorstandsvorsitzender des Instituts für demokratische Kultur an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Er versucht eine Bestandsaufnahme und unterbreitet Vorschläge, wie man dem Rechtsruck entgegentreten kann.
Den Beitrag bringe ich im Kanal "Flucht und Einwanderung", weil dieses Thema der Einstieg vieler rechtsextremer, ja, faschistischer Parteien ist. Besonders folgenreich ist es, wenn gilt:
In der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik haben die demokratischen Parteien in Deutschland zuletzt ihre Segel dem rechten Wind angepasst.
...
Refugees welcome? Fluchtursachen wie Krieg, Klimawandel und Armut bekämpfen? Solidarische Stimmen sind leise geworden.
Bei allen Unterschieden, im nationalen, im europäischen, ja weltumspannenden Rahmen, zeigt der steigende Druck von Rechts wieder einmal die verheerenden Folgen sogenannter neoliberaler Programme, die im Kern antiliberal, ja antidemokratisch sind. Sie zerpflügen seit einem halben Jahrhundert Gesellschaften, verarmen Massen und bereichern wenige:
Die Folgen der Polykrise im globalisierten Neoliberalismus öffnen materiell, kulturell, ideell und geopolitisch ein Gelegenheitsfenster der Faschisierung. Konfliktfelder wie Migration, Gender, Krieg, Rüstung und Haushaltskrisen halten den Diskurs in einem Zustand der Dauererregung, während sich viele Menschen zunehmend als ohnmächtig wahrnehmen.
Nachdem rechte Kräfte über das offene Tor der Migration eingedrungen sind, erweitern sie ihr Spektrum. Der Forscher ist sich sicher, dass die rechtsextremen Kräfte weiter erstarken, wenn die Widersprüche der neoliberalen Phase des Kapitalismus nicht bearbeitet werden:
Phrasenhafte Forderungen nach Abgrenzung reichen nicht, sondern müssen inhaltlich stärker begründet werden. Widersprüche innerhalb des rechten Lagers sollten im Vordergrund der Auseinandersetzung mit der AfD stehen: vor allem zu Themen, die nicht im Bereich der Migrationsfrage zu suchen sind. Sozial- und wirtschaftspolitisch ist das gültige Wahlprogramm der Bundespartei unvereinbar mit dem «solidarischen Patriotismus» der völkisch-nationalistischen Richtung, die in der Ost-AfD dominiert.
Ich rate, nicht nur diese Auszüge zu lesen, da es im Originaltext zahlreiche Links gibt.
Sechs Strategien empfiehlt Matthias Quent, die Erste beginnt so:
Die Debatten vom Kopf auf die Füsse stellen. Die öffentliche Diskussion muss sich dringend von der dominanten Migrationsfrage zur Frage nach sozialer Gerechtigkeit verschieben.
Gerade publizierte Benjamin Hindrichs bei den Krautreportern ebenso einen lesenswerten Beitrag zum Rechtsruck, der bis zum 22. Dezember 2023 frei zu lesen und danach kostenpflichtig ist. Er umkreist die Frage:
Wie spielt die AfD mit Gefühlen, um Wähler zu gewinnen?
Natürlich ist das, was man ebenso an zahlreichen piqs erkennt, kein deutsches Problem. Das zeigt auch Thorsten Holzhauser in seinem Beitrag Die Erfolge der Rechten - und die Fehler der anderen auf Geschichte der Gegenwart, wo der Historiker zeigt, dass der Wahlsieg von Geert Wilders in den Niederlanden nur die neueste Episode einer rechtsextremen Erfolgsserie in Europa ist:
Und er zeigt, dass daran nicht zuletzt die Konkurrenz eine Mitschuld trägt, die aus ihren Fehlern nichts lernt.
Damit korrespondiert er mit dem zentralen Artikel dieses piqs von Matthias Quent.
Quelle: Matthias Quent, Benjamin Hindrichs, Thorsten Holzhauser www.republik.ch
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Der Rechtsruck wird immer deutlicher, auch durch die neue Recherche von CORRECTIV: https://www.piqd.de/fl...
Das aufgedeckte Geheimtreffen zu einem Masterplan der Vertreibung ist für die AfD "... mit Bezug auf die Debatte um ein mögliches Verbotsverfahren juristisch heikel. Zugleich ist es ein Vorgeschmack auf das, was passieren könnte, sollte die AfD in Deutschland an die Macht kommen."
"Nachdem rechte Kräfte über das offene Tor der Migration eingedrungen sind, …." Vielleicht sollte man dieses offene Tor deswegen besser konntrollieren?
Ein sehr kluger Artikel. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wieso es soweit kommen konnte. Wieso stören sich große Teile der Gesellschaft nicht an der Ungleichheit aber an Immigration? Sind aber gleichzeitig sauer, weil sie nicht genug Wohlstand haben.