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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Das Zitat stammt von dem großen Zygmunt Bauman (1925–2017), den man in diesem älteren Stück im Original lesen kann. Es ist auch der letzte Satz eines guten Beitrages des in Berlin lehrenden Soziologen Steffen Mau.
Er beschäftigt sich mit Grenzanlagen und wann sie verschwinden. Freilich, die vor 60 Jahren erbaute Berliner Mauer sollte verhindern, dass DDR-Bürger in den Westen gingen; andere solcher Grenzen soll(t)en eine Einreise für Fremde abwehren.
Beide unterschiedlichen Grenzen sind bei näherer Betrachtung doch nicht so verschieden. Nicht allein die Berliner Mauer verschwand, sondern auch anders geartete Anlagen:
Nach der historischen Zäsur von 1989 ff. waren weltweit nur noch knapp ein Dutzend fortifizierte Grenzen – also dauerhaft errichtete, in der Regel armierte, von Soldaten gesicherte und aus Beton gegossene Bauwerke – übriggeblieben, was so manchen glauben ließ, das Zeitalter der Abschottung durch Mauerbauten sei endgültig vorbei.
Bereits am Anfang des 21. Jahrhundert stieg deren Zahl wieder stark an. Oft haben aber auch die Mauern, die angeblich Fremde abwehren sollen, eine starke innenpolitische Komponente:
Es spricht Bände, dass die großformatigen Plakate unweit der Grenze, die den Geflüchteten nahelegen, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren, auf Ungarisch verfasst wurden, nicht auf Arabisch, Kurdisch oder Dari. Vor allem Orbáns Wählerinnen und Wähler sollten sie lesen können.
In der Nähe der neuen Mauern, die Steffen Mau wie in seinem aktuellen Buch Sortiermaschinen nennt, entstehen Flüchtlingslager. Nach Schätzungen leben in solchen weltweit mehr als 10 Millionen Menschen:
burmesische Flüchtlinge in Thailand und Bangladesch, Menschen aus Venezuela in Kolumbien, Syrer in der Türkei, Somalis in Kenia, Afrikaner in Ceuta. Die politische und humanitäre Katastrophe des Flüchtlingscamps Moria auf der griechischen Insel Lesbos hat einer lange wegschauenden europäischen Öffentlichkeit vor Augen geführt, was an den Rändern der EU zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen geworden ist: das verzweifelte und kräftezehrende Ausharren „in limbo“, der Kampf ums Ankommen und Überleben.
Neben diesen alten-neuen Mauern entstehen immer mehr High-Tech-Grenzen:
In nicht allzu ferner Zukunft werden wir den papiernen Pass nicht mehr brauchen, unser Gesicht wird, sofern positiv klassifiziert, die Grenzschleusen öffnen. Zugleich wird die Grenzkontrolle in Herkunfts- und Transiträume verlagert, so dass es unerwünschten Reisenden immer schwerer fällt, überhaupt aufzubrechen. Die Grenze verlässt den territorialen Saum und wandert auf die mobilen Personen zu, ist also eine ortsveränderliche Grenze.
Das harte Fazit:
Die Grenze als Sortiermaschine sorgt dafür, dass Mobilität und Immobilität zugleich entstehen. Wie hat der Soziologe Zygmunt Bauman einmal treffend mit Blick auf die Globalisierung formuliert: „Some inhabit the globe, others are chained to place.“ – „Manche bevölkern den Globus, andere sind an einen Ort gekettet.“
Aber wie die Berliner Mauer irgendwann mal geöffnet werden musste, wird das gegenwärtige System auch untergehen.
So wie es ist, bleibt es nicht.
Das wusste schon der Flüchtling und Dichter Bertolt Brecht.
Quelle: Steffen Mau www.blaetter.de
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was vermutlich auch zt erklärt wieso auch die oft genannten Globalisierungsgegner (etwa die 'Abgehängten', die angeblich alle AFD wählen etc.) ja im Grunde die globalisierte Welt gern nutzen, zb was Konsum betrifft. Die eben klaro gern global verreisen - und hier ist dann der Knackpunkt:
die Abgehängten im Westen können an sich nahezu überall hin (sind nicht angekettet), sie können es sich nur oft nicht leisten.
Ihnen wird vermittelt dass alle es können - wenn sie denn den richtigen Job gewählt hätten, die richtige Ausbildung die sie begehrt macht weltweit, nicht so dumm wären um genug Geld dafür zu haben; und so werden alle anderen weltweit zum Konkurrenten zum Profiteur.
Dass sie selbst / "wir" grundsätzlich Teil dieser privilegierten Welt sind - wird übersehen.
und nur der Pass zeigt es dann mal...
Vielen Dank für den piq! Ich möchte die "Sortiermaschine" gern in Beziehung setzen zur "Externalisierungsgesellschaft" - ein Begriff, den Stephan Lessenich in seinem Buch "Neben uns die Sinnflut" (2016) verwendet. Danach wären die Mauern als Sortiermaschinen das Ergebnis der Externalisierungsgesellschaft des globalen Nordens. "Wir leben gut, weil wir von anderen leben - von dem, was andere leisten und erleiden, tun und erdulden, tragen und ertragen müssen." (S. 25)