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Flucht und Einwanderung

Klimanomaden

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 14.11.2022

Kira Vinke untersucht am Institut für Klimafolgenforschung neue Formen von Flucht und Vertreibung durch steigenden Meeresspiegel, Stürme, Dürren und anderen Katastrophen.

Die Beraterin der Bundesregierung, die gerade das Buch STURMNOMADEN publizierte, erläutert ihre Sicht auf die Klimakonferenz in Ägypten, an der sie sich in dieser Woche beteiligt.

Zuvor gab sie das hier empfohlene Interview.

Immer noch ist die Klimakatastrophe kein anerkannter Fluchtgrund, da diese noch nicht akut war, als die Genfer Flüchtlingskonvention 1951 verabschiedet worden ist.

Viele aber haben Angst, die Flüchtlingskonvention noch einmal insgesamt zur Diskussion zu stellen, weil sie eher Verschlechterungen als Verbesserungen erwarten.

Dennoch rechnet die UNO-Flüchtlingshilfe, dass die Zahl der Klimaflüchtlinge rasant ansteigen wird.

Im Buch bringt Kira Vinke einige Beispiele dafür, etwa aus Bangladesch:

Abir ist 30 Jahre alt. Die harte körperliche Arbeit hat ihn ausgezehrt. […] Der Sturm ‚Aila‘ zerstörte seine kleine Hütte und das umliegende Land, das er bewirtschaftete. Alles haben die Fluten mitgerissen. Daraufhin zog er in Richtung Khulna und hauste die ersten Monate irgendwo am Rande eines Flusses. Dann kam er in einem Slum unter. Weil er die Miete für die ärmliche Bleibe nicht bezahlen konnte, zog er in das nächste Elendsviertel.

Ähnliche Fälle gibt es weltweit, gravierender im globalen Süden, aber mittlerweile auch in unseren Breiten.

Viele von ihnen sind zu heimatlosen Wanderern geworden, deren Zuhause zerstört wurde und deren Zukunft ungewiss ist – auch weil zunehmende Stürme, Dürren und Überflutungen sie wiederholt vertreiben könnten. Diese ‚Sturmnomaden‘ haben die Schäden, die sich aus der Atmosphäre auf unsere Lebenswelten niedergeschlagen haben, unmittelbar vor Augen.

Kira Vinke plädiert dafür, dass über die Genfer Flüchtlingskonvention gehende Vereinbarungen, wie etwa die von lateinamerikanischen Staaten vereinbarte Cartagena Declaration von 1984 übernommen werden.

Gleichzeitig setzt sie sich für einen KLIMAPASS ein, der eine Flucht über Landesgrenzen hinweg erleichtert und damit die Planung der Migration ermöglicht.

Ihr zentrales Argument dafür:

Während strategisch geplante Migration häufig zu positiven wirtschaftlichen Effekten für Migrant:innen, Empfänger- und Sendegemeinden führt, ist Ad-hoc-Migration als letzte mögliche Reaktion auf den Klimawandel oft nachteilig für Betroffene und aufnehmende Kommunen.

Um leidgetriebene Überlebensmigration zu vermeiden, ist politisches Handeln zur Unterstützung und Legitimation von Migration als Anpassungsstrategie notwendig.

Und hier gibt es noch eine Rezension von Sturmnomaden.

Klimanomaden

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