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Flucht und Einwanderung

Keine Hoffnung für den Balkan? - Die Zahl der Auswanderer und Flüchtlinge schwillt an

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Zum Kurator'innen-Profil
Achim EngelbergFreitag, 15.06.2018

Die Menschen im bosnischen Tuzla oder im mazedonischen Skopje leben nicht mehr in Jugoslawien, aber gemeinsam ist ihnen, dass viele aus den Nachfolgestaaten auswandern.

Mehrere augenöffnende Beobachtungen enthält dieser Artikel über den Exodus auf dem Balkan. Nach den Kriegen in den 1990ern hofften viele, dass die Region mit den Zentren Europas bald verbunden sein wird. Nun wird zum Nutzen westlicher Unternehmen die Auswanderung gesteuert.

Nach einem Vertrag zwischen der Deutschen Gesellschaft für Inter­na­tio­na­le Zusammenarbeit (GIZ) und der Regierung der Föderation Bosnien und Herzegowina finanzieren westliche Arbeitgeber viermonatige Intensivkurse für ihre künftigen Beschäftigten. „Das ist für alle gut“, meint Kadić (eine Deutschlehrerin, A. E.), „vor allem für die deutschen Unternehmen, für die es viel teurer wäre, wenn sie ihre Angestellten in Deutschland ausbilden müssten.“

Das hat in der Region eine lange Tradition. Selbst in Tito-Jugoslawien arbeiteten viele im Westen und schickten Devisen. Es war ein soziales Ventil und glich auch das Nord-Süd-Gefälle aus, dass fortbesteht und eine Einheit in Südosteuropa stets verhinderte.  

Die Deutschlehrerin Ka­dić, die jahrelang hierzulande gelebt hat und die Schattenseiten kennt, glaubt nicht, dass ihre Landsleute aufzuhalten sind.

Alle wollen weg. Sollte ich die Letzte sein, werde ich dann das Licht auf dem Balkan ausmachen.

Andererseits ist die Balkanroute nicht geschlossen. Bis heute gibt es allein in Bosnien 2018 über 4000 Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika mehr als im ganzen vergangenen Jahr.

Ein niederländischer Beobachter kommentiert den deutschen Streit:

Merkel will um jeden Preis verhindern, dass durch Kriege Vertriebene und Glückssucher ... auf dem Balkan dauerhaft festsitzen. Die erfahrene Politikerin, so hört man hinter den Kulissen, fürchtet dort große politische Spannungen. Und daher pocht sie auch auf 'europäische Lösungen' und die beschlossene Umverteilung von 160.000 Flüchtlingen.

Keine Hoffnung für den Balkan? - Die Zahl der Auswanderer und Flüchtlinge schwillt an

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Kommentare 2
  1. Jürgen Klute
    Jürgen Klute · vor mehr als 6 Jahre

    Eine sehr plastische Untermauerung der These von Ivan Krastev in seinem Essay "Europadämmerung", dass nicht Zuwanderung, sondern Abwanderung der Nährboden für rechte Populisten sei.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      Ivan Krastev ist Bulgare. Er kennt es aus eigener Erfahrung und Anschauung.
      Übrigens erstreckt sich der Hauptkamm des Balkan, nachdem fast ganz Südosteuropa genannt wird, über Bulgarien.

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