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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Von Dramen der Geschichte erzählt immer neu der in Schlesien geborene Christoph Hein, der verschiedene Staatszugehörigkeiten erlebte: die Nazi-Diktatur, die sowjetische Besatzungszone, zweimal die DDR, West-Berlin und nun die BRD.
Immer sind es die Armen, die auf die Ärmsten einschlagen, das ist eine uralte Erfahrung. Und die AfD macht sich das zunutze.
Kühl und ironisch reagiert er, wenn ihm neue "Helden" vorwerfen, er verharmlose die DDR. Immerhin hielt er bereits 1987 eine Rede, die es landläufig so nie gegeben haben kann: Die Zensur ist überlebt, nutzlos, paradox, menschen- und volksfeindlich, ungesetzlich und strafbar.
Zum Titel: So wollte Hein seine Anekdoten-Sammlung nennen. Der Verlag machte daraus den Untertitel und bereits die Leseprobe enthält Überraschendes, so etwa, dass Ulbricht und damit die SED nach 1945 das damalige Ostdeutschland zurück wollte,
denn dann wären vermutlich Millionen Pommern und Schlesier in ihre Heimat zurückgekehrt, die DDR wäre sehr viel größer geworden, ihr Territorium und ihre Einwohnerzahl wären denen der westlichen Bundesrepublik nahegekommen. ... 1951 war Stalin dieses Widerstands überdrüssig, zumal er den östlichen Teil Polens der Sowjetunion einverleibt hatte und keineswegs den aus Ostpolen in die ostdeutschen Provinzen vertriebenen Polen ihr früheres Land zurückgeben wollte. ... Und von diesem Jahr an wurde Ulbricht zum folgsamen Schüler und Befehlsempfänger Stalins. Über die verlorenen Ostgebiete durfte im ostdeutschen Staat nicht mehr gesprochen werden. Die Vertriebenen hießen ab sofort nur noch Umsiedler, und die fünf Jahre lang nicht akzeptierte Grenze wurde nun als Oder-Neiße-Friedensgrenze bejubelt. ... Und all jene Deutschen, die noch immer von einem ›deutschen‹ Pommern, einem ›deutschen‹ Schlesien sprachen, die also nichts anderes sagten als die Regierenden der DDR bis 1950, wurden nun als Revanchisten und Kriegstreiber angeprangert und bedroht.
Ein Leitmotiv durchzieht Heins Werk: Es war alles ganz anders.
Quelle: Cornelia Geißler Bild: Gerd Engelsmann berliner-zeitung.de
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