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...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.
Was habt ihr in den letzten anderthalb Jahren erlebt? Einen neuen Job gefunden? Oder die Uni abgebrochen? 10 Kilo abgenommen? Oder zu? Endlich den alten Kirschbaum im Garten gefällt? Oder eingesehen, dass ayurvedische Ernährung auch nicht glücklich macht? Habt ihr ein Kind geboren? Oder euren Hamster beerdigt? Wart ihr zum ersten Mal Kite-Surfen? Oder zum wirklich letzten mal mit dem Typen im Bett?
Was auch immer es war, es reicht, sich einen Bruchteil dessen vorzustellen, damit die folgende Meldung eine ganz neue Dramatik bekommt: „Tausende Menschen sitzen seit bis zu 18 Monaten in den überfüllten Lagern von Lesbos fest."
Was die Menschen dort erleben, hat die Konfliktforscherin und Aktivistin Valeria Hänsel für den Al-Sharq-Blog aufgeschrieben (beide sind auch jenseits dieses Beitrages sehr lesenswert). Auf der griechischen Ägäis-Insel sprach sie mit Menschen, die mit dem Traum von einem besseren Leben (oder überhaupt einem) nach Europa kamen und sich in einem nicht enden wollenden Albtraum aus Lagerhaft, überlaufenden Dixiklos, Türkei-Abkommen und Hoffnungslosigkeit wiederfanden.
Lesenswert ist der Text vor allem wegen der vielen eindringlichen Stimmen der Flüchtlinge. Denn zumindest die Kraft ihrer Worte haben sie auch nach anderthalb Jahren nicht verloren:
„…Wir kamen, weil wir verletzt und gefoltert wurden und uns in Lebensgefahr befanden. Aber anstatt uns Gnade zu gewähren, behandelt ihr uns wie Kriminelle. Stacheldraht und Gefängnisse sind nicht die richtigen Plätze für Geflüchtete. ... Im Winter sind Menschen in Moria an Kälte und Hunger gestorben. Viele froren monatelang in dünnen Zelten. Wir sahen unsere Familien neben uns sterben und ihr habt nichts unternommen. Wie könnt ihr es wagen, von Menschenrechten zu sprechen? Wie könnt ihr es wagen, von Menschlichkeit, Recht und Demokratie zu reden?“
Quelle: Valeria Hänsel alsharq.de
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