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Flucht und Einwanderung

Die Emigration ist das Problem Osteuropas, die Immigration nur das eingebildete (Timothy Garton Ash)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergSonntag, 20.10.2019
Ein Jahrhundert wird abgewählt ist ein Klassiker der Zeitgeschichtsschreibung mit dem Timothy Garton Ash zum liberalen Chronisten der Revolutionen in Osteuropa 1989 avancierte. Da er schon seit 1980 in der Region recherchierte und aus dieser berichtete, bleibt das Buch bis heute eine ausgezeichnete Quelle.

Dreißig Jahre danach, viele Träume wurden - wie üblich - nicht wahr, besuchte Ash nochmals Warschau und Leipzig, Prag und Budapest mit der Frage, warum wir von einem vereinten Europa weit entfernt sind. Mit dieser Recherche aktualisierte er sein Werk.

In der NEW YORK REVIEW OF BOOKS fasst Ash vieles zusammen, blickt auf entstandene Gräben als relativ homogene Gesellschaften in extrem Reiche, viele Arme und eine schwache Mittelschicht sich aufteilten.

Er berichtet vom Kampf um Anerkennung und warum erstmals an einem runden Jahrestag vorrangig die Frage gestellt wird:

Was lief falsch?

Zentral ist für Ash, ich zitiere die Teilübersetzung:

Für mich persönlich ist es eine Quelle tiefer Befriedigung, dass so viele junge talentierte Polen, Ungarn, Tschechen und Slowaken nach Oxford kamen, um bei mir und meinen Kollegen zu studieren und wertvolle, produktive und befriedigende Lebenswege einschlugen. Aber sie führen ihr Leben selten zu Hause in ihren Ländern. Ich begegne ihnen eher in London, Paris, Wien oder Berlin. So schafft die individuelle Errungenschaft der Freiheit in den post-kommunistischen Ländern Europas das kollektive Problem der Emigration. Ihr Ausmaß ist erschütternd. Zwischen 1989 und 2017 emigrierten 27 Prozent der Bevölkerung aus Lettland, für Bulgarien liegt die Zahl bei fast 21 Prozent. Über drei Millionen Menschen verließen Rumänien in den gerade mal zehn Jahren nach dem Beitritt des Landes zur EU.

Zuletzt lebten 1905, also vor über einem Jahrhundert, so wenige Menschen auf dem Gebiet der kurzlebigen DDR wie heute.

Und dann kommt der Satz, den ich als Überschrift kürzte:

Die Emigration ist das wahre Problem der Region, die Immigration ist das eingebildete.

Die Emigration ist das Problem Osteuropas, die Immigration nur das eingebildete (Timothy Garton Ash)

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