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am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.
Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.
Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.
Es gibt viele Texte zu Migration und Flüchtlingen, auch in renommierten Zeitungen, die auf Piqd nicht geteilt werden. So mag es scheinen, als würden hier doch Filterblasen reproduziert werden. Doch auch wenn nicht immer alle interessanten Artikel gepiqd werden können, die Auswahl richtet sich nicht unbedingt nach politischen Vorlieben sondern nach Qualität. So gibt es immer wieder Artikel, die einige Leser*innen vielleicht für interessant halten, aber von mir niemals gepiqd werden würden. Hier ein Beispiel eines Textes, der uns ans Herz gelegt wurde und, aus meiner Email an Piqd-Geschäftsführer Marcus von Jordan (der darum bat, diese Antwort zu piqen), warum ich den Text nicht empfehle:
An diesem Artikel kann ich einfach nichts Interessantes finden. Er ist nur demagogisch, greift ein unterschwelliges Gefühl von ausländischen Schmarotzern auf und lässt dann ganz bewusst offen, welche politischen Konsequenzen daraus abgeleitet werden sollten - man wird ja mal Fragen dürfen.
Zur Erläuterung in Kürze:
1. Der Autor behauptet, es gäbe keine zuverlässigen Daten darüber, was die Aufnahme von Asylbewerbern koste, verweist aber selbst auf mehrere Studien, die das untersucht haben. Dass diese das unterschiedlich berechnen ist selbstverständlich, dass aber auch neue LehrerInnen und PolizistInnen mit einkalkuliert werden sollen, ist schon etwas absurd. Er insinuiert damit, dass die Studien die Kosten absichtlich niedrig rechnen würden, aber solche öffentlichen Ausgaben sind ja nicht auf eine bestimmte Gruppe beschränkt. In anderen Worten, viele Expert*innen haben sich durchaus mit der Frage beschäftigt, wie hoch die Kosten für die Aufnahme von Flüchtlingen sind. Aber in der Regel ist auch klar, dass dies kein Nullsummenspiel ist. Es geht hier ja um Investitionen, die direkt wieder in die deutsche Wirtschaft fließen. Schon allein über Kosten sprechen zu wollen und nicht über die volkswirtschaftlichen Konsequenzen, die selbst nicht ohne Kontroverse sind, scheint recht tendenziös.
2. Es heißt dann, dass niemand darüber sprechen würde, was die Aufnahme kosten würde - so kann er sich als Tabubrecher inszenieren. Auch das ist natürlich eine ziemlich abstruse Behauptung, denn alle großen Zeitungen haben wiederholt über eben diese Studien berichtet. Wir haben sicherlich alle schon den ein oder anderen Artikel zu der Frage gelesen (und dass solche Berechnungen eben nicht einfach sind). Die AfD und NPD haben es im Wahlkampf zu einem Thema gemacht ("für die Flüchtlinge ist Geld da, aber für uns nicht"). In Reaktion darauf ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, dass geringe Renten oder Hartz 4-Sätze nicht das Resultat von Ausgaben für Flüchtlinge sind, die waren auch schon vor 2015 zu niedrig. Und übrigens sind die Kosten für Flüchtlinge natürlich auch ein großes politisches Thema zwischen dem Bund und den Kommunen. Das ist auch ein wichtiges und kompliziertes Feld. Aber darum geht es dem Autor nicht, denn...
3. ...weshalb wir über die Kosten der Flüchtlingsaufnahme sprechen sollen, das verrät der Autor eben nicht. Ja, die Ausgaben sind hoch. Und? Bedeutet das, wir nehmen keine Schutzbedürftigen mehr auf? Obergrenze: Den 200.001ten Flüchtling (so viele kommen dieses Jahr gar nicht an) schicken wir zurück nach Syrien oder Libyen? Sorry, wollen wir uns nicht leisten. In Bezug auf was sollen die Kosten ansonsten diskutiert werden? In einem der reichsten Länder der Welt mit einer boomenden Wirtschaft ist das schon absurd. Die "Aufnahmekapazität" eines Landes ist nicht wirtschaftlich definiert (die wichtigsten Aufnahmeländer gehören teils zu den ärmsten der Welt). Wer warum aufgenommen werden soll, ist eine politische Frage und genau das zeigt der Autor auch schon am Anfang, wenn er fragt: "Wie viele Migranten aus fremden Kulturen wird Deutschland noch aufnehmen?" Um die fremden Kulturen geht es nämlich, nicht um Kosten. Und so fischt er im Trüben, trifft bei einigen auf Begeisterung, dass dies jemand in der NZZ schreibt, und bei anderen auf ein mulmiges Gefühl, denn es scheint zwar irgendwie nicht richtig zu sein aber klingt doch ganz vernünftig: er stellt ja nur Fragen.
Also, für Migrations- oder Flüchtlingspolitik ist das echt nicht interessant. Es ist ein demagogisches Raunen. Reagieren kann man m.E. darauf nur mit Expertise in Populismus und rechter Ideologie.
Ich teile die Sorge, dass wir in unseren Bubbles verharren. Aber wenn die Luft in anderen Bubbles toxisch ist, dann kann man darauf vielleicht verweisen, aber einatmen sollte man sie nicht. Solche Artikel vergiften die demokratische Diskussion und dagegen bedarf es m.E. nicht nur Vernunft und Fakten sondern auch eine klare Position. Das versuche ich letztlich auch mit meinen Piqs. Wenn dies zum Platzen von Bubbles beiträgt, umso besser.
Quelle: Wolfgang Bok Bild: Bilal Hussein/ap nzz.ch
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Ja ich hätte gerne mehr Texte außerhalb meiner Filterblase, egal ob ihr das jetzt gepiqd oder unpiqd nennt.
ich finde diese Richtung super...würde mich freuen, wenn wir immer mal wieder Texte besprechen, weil wir sie für besonders falsch, widersprüchlich oder gar irreführend halten. Gerade wenn sie prominent platziert sind, oder von Prominenten stammen oder empfohlen wurden - man also davon ausgehen kann, dass sie breit gewirkt haben.