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Kurator'in für: Fundstücke Klima und Wandel Feminismen
Dr. Michaela Haas schreibt Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und Lösungsreportagen für David Byrnes Magazin Reasons to be Cheerful, weil sie davon überzeugt ist, dass es selbst für die drängendsten Weltprobleme Lösungen gibt. Sie ist Mitglied des Solutions Journalism Network und Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher. 2024 erschien ihr jüngstes Buch 108 Arten, dem Leben einen Sinn zu geben (OW Barth, 2024).
Michaela arbeitet als Reporterin und Kolumnistin für die Süddeutsche Zeitung, GEO, Neue Zürcher Zeitung, Die Zeit, u.a. In Amerika erschienen ihre Artikel unter anderem in der New York Times, Mother Jones, Al Jazeera, Huffington Post, Psychology Today, CBS, u.a. Zuvor war sie unter anderem Moderatorin des ARD-Kulturweltspiegels und von Diskussionssendungen wie Live aus dem Alabama.
Bei meinen ersten Reportagen in den USA konnte ich es anfangs kaum fassen: Dass es ganze Gegenden im ländlichen Amerika gibt, in denen Frauen nur schwer an Verhütungsmittel kommen. Ich hielt den Zugang zu Pille und Kondomen im 21. Jahrhundert in der westlichen Welt fast für selbstverständlich. Mit dem Affordable Care Act, also Obamacare, waren sie das eigentlich auch in weiten Teilen Amerikas.
Heute beschloss der Oberste Gerichtshof in den USA, dass Arbeitgeber entscheiden dürfen, ob die Krankenkassen ihren weiblichen Mitarbeitern Verhütungsmittel bezahlen. Firmen, die "aus religiösen Gründen" gegen Verhütungsmittel sind, dürfen die Zustimmung verweigern. Konkret heißt das:
As a consequence of the ruling, about 70,000 to 126,000 women could lose contraceptive coverage from their employers, according to government estimates.
Also: 70.000 bis 126.000 Frauen könnten damit die Kostenübernahme für die Pille oder Spirale verlieren. Das wird vor allem Minderheiten und junge Frauen treffen, die sich die Kosten nicht aus eigener Tasche leisten können.
Eine gute deutschsprachige Zusammenfassung der Entscheidung findet ihr hier in der Zeit.
Geklagt hatte federführend die Heimwerker- und Geschenkartikelkette Hobby Lobby, die sich nach eigenen Angaben an biblischen Prinzipien orientiert. Unternehmensgründer David Green weigert sich, seinen 28.000 Angestellten Versicherungen anzubieten, die auch Verhütungsmittel wie die Pille danach umfassen. Green sieht darin eine Form der Abtreibung.
Leute, so was treibt mich zur Weißglut. Es ist ohnehin ein Unding, dass in Amerika die Krankenversicherung oft an den Arbeitsplatz gekoppelt ist. Vor allem in Pandemie-Zeiten heißt das, dass Menschen mit ihrem Job häufig gerade dann die Gesundheitsversorgung verlieren, wenn sie diese dringend brauchen.
Dass Menschen aus religiösen Gründen Abtreibung ablehnen, kann ich durchaus nachvollziehen. Ich respektiere persönliche Überzeugungen. Aber gerade die Menschen, die Abtreibungen verhindern wollen, sollten doch für Verhütung und Sexualerziehung sein, den beiden Dingen, die ungewollte Schwangerschaften am einfachsten verhindern. In welchem Jahrhundert leben wir denn?
Da bleibt den Amerikanerinnen, die sich die Pille nicht aus eigener Tasche leisten können, dann nur noch die Trumpsche Verhütungsmethode. Trump hat ja bekanntlich gesagt, er wolle weniger Covid-19-Tests im Land, damit es weniger Covid-Fälle gebe. Die Logik lässt sich dann auch auf Schwangerschaften anwenden: Wer nie einen Schwangerschaftstest macht, wird dann sicher auch nicht schwanger.
Oder?
Quelle: Adam Liptak Bild: Rich Pedroncelli/... EN www.nytimes.com
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P.S. Habe vergessen zu erwähnen, dass Viagra selbstverständlich weiterhin von den Krankenkassen übernommen wird.