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Kurator'in für: Fundstücke Klima und Wandel Feminismen
Dr. Michaela Haas schreibt Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und Lösungsreportagen für David Byrnes Magazin Reasons to be Cheerful, weil sie davon überzeugt ist, dass es selbst für die drängendsten Weltprobleme Lösungen gibt. Sie ist Mitglied des Solutions Journalism Network und Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher. 2024 erschien ihr jüngstes Buch 108 Arten, dem Leben einen Sinn zu geben (OW Barth, 2024).
Michaela arbeitet als Reporterin und Kolumnistin für die Süddeutsche Zeitung, GEO, Neue Zürcher Zeitung, Die Zeit, u.a. In Amerika erschienen ihre Artikel unter anderem in der New York Times, Mother Jones, Al Jazeera, Huffington Post, Psychology Today, CBS, u.a. Zuvor war sie unter anderem Moderatorin des ARD-Kulturweltspiegels und von Diskussionssendungen wie Live aus dem Alabama.
Die katholische Kirche zu kritisieren, ist eine leichte Übung dieser Tage. Diese Reportage aus dem SZ-Magazin piqe ich, weil sie so wunderbar leise und intim ein Thema aufgreift, das alle kennen und über das die Kirche so ungern spricht: Priesterkinder. Man begreift beim Lesen fast körperlich, was die Kirchenpolitik für diese Familien und Kinder bedeutet.
Folgt man dem Zölibat, darf es keine Kinder von Priestern geben. Natürlich gibt es trotzdem vermutlich Tausende und hier endet die katholische Nächstenliebe: Eine Affäre oder gar die Geburt eines Kindes verzeiht die Kirche – solange sich der Priester bereit erklärt, die Sache zu verschweigen. Erst wenn er sich um sein Kind und die Mutter kümmern will, wird die Sache zu einer Straftat. Nächstenliebe als Entlassungsgrund.Erst wenn ein Zölibatsverstoß in einer Eheschließung mündet, zum Dauerzustand wird oder Ärgernis hervorruft, ist er gravierend und muss vom Bistum nach Rom gemeldet werden. Dann gilt er nach Kirchenrecht als Straftat und kann schlussendlich zur Suspendierung aus dem Klerikerstand führen.
Dass selbst Priester, die sich wiederholt an Kindern vergangen haben, immer wieder ohne größere Konsequenzen in andere Bezirke versetzt werden, ist bekannt. Dass es dagegen Priestern als Straftat ausgelegt wird, wenn sie zu ihrer Familie stehen, ist ebenso unchristlich wie lebenslang belastend für alle Beteiligten. Die Mütter und Kinder bleiben auf der Strecke.
Autorin Kristina Ratsch sprach mit einem Priester, der sich für seinen Sohn entschied, obwohl ihn die Kirchenleitung dazu drängte, alles zu vertuschen, und mit zwei Pfarrerstöchtern, die ohne ihren leiblichen Vater aufgewachsen sind. Das Unausgesprochene, die lebenslang verdrängten Fragen von Müttern und Kindern, die verpassten Chancen auf offene Gespräche – das Dilemma wird beklemmend deutlich. Wie eine der Priestertöchter sagt:
Eva Rainer plagt bis heute das Gefühl, sich mustergültig verhalten zu müssen – weil sie ja eigentlich gar nicht da sein dürfte. »Das Gefühl, sich eine Berechtigung erarbeiten zu müssen, überhaupt auf der Welt zu sein«, sagt Eva Rainer, »ist für mich die eigentliche Erbsünde eines Priesterkindes.«
Quelle: Kristina Ratsch Bild: Monika Keller Artikel kostenpflichtig sz-magazin.sueddeutsche.de
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