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Feminismen

Vater Unser? Diese Priesterkinder darf es nicht geben

Michaela Haas
Reporterin. Autorin. Kolumnistin.
Zum Kurator'innen-Profil
Michaela HaasDonnerstag, 17.03.2022

Die katholische Kirche zu kritisieren, ist eine leichte Übung dieser Tage. Diese Reportage aus dem SZ-Magazin piqe ich, weil sie so wunderbar leise und intim ein Thema aufgreift, das alle kennen und über das die Kirche so ungern spricht: Priesterkinder. Man begreift beim Lesen fast körperlich, was die Kirchenpolitik für diese Familien und Kinder bedeutet.

Folgt man dem Zölibat, darf es keine Kinder von Priestern geben. Natürlich gibt es trotzdem vermutlich Tausende und hier endet die katholische Nächstenliebe: Eine Affäre oder gar die Geburt eines Kindes verzeiht die Kirche – solange sich der Priester bereit erklärt, die Sache zu verschweigen. Erst wenn er sich um sein Kind und die Mutter kümmern will, wird die Sache zu einer Straftat. Nächstenliebe als Entlassungsgrund.

Erst wenn ein Zölibatsverstoß in einer Eheschließung mündet, zum Dauerzustand wird oder Ärgernis hervorruft, ist er gravierend und muss vom Bistum nach Rom gemeldet werden. Dann gilt er nach Kirchenrecht als Straftat und kann schlussendlich zur Suspendierung aus dem Klerikerstand führen.

Dass selbst Priester, die sich wiederholt an Kindern vergangen haben, immer wieder ohne größere Konsequenzen in andere Bezirke versetzt werden, ist bekannt. Dass es dagegen Priestern als Straftat ausgelegt wird, wenn sie zu ihrer Familie stehen, ist ebenso unchristlich wie lebenslang belastend für alle Beteiligten. Die Mütter und Kinder bleiben auf der Strecke.

Autorin Kristina Ratsch sprach mit einem Priester, der sich für seinen Sohn entschied, obwohl ihn die Kirchenleitung dazu drängte, alles zu vertuschen, und mit zwei Pfarrerstöchtern, die ohne ihren leiblichen Vater aufgewachsen sind. Das Unausgesprochene, die lebenslang verdrängten Fragen von Müttern und Kindern, die verpassten Chancen auf offene Gespräche – das Dilemma wird beklemmend deutlich. Wie eine der Priestertöchter sagt:

Eva Rainer plagt bis heute das Gefühl, sich mustergültig verhalten zu müssen – weil sie ja eigentlich gar nicht da sein dürfte. »Das Gefühl, sich eine Berechtigung erarbeiten zu müssen, überhaupt auf der Welt zu sein«, sagt Eva Rainer, »ist für mich die eigentliche Erbsünde eines Priesterkindes.«

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