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Feminismen

Die FDP hat kein Frauen-, sondern ein Chauvinismus-Problem

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidMontag, 21.09.2020

Normalerweise bekommen FDP-Parteitage weniger Aufmerksamkeit als vergangenes Wochenende geschehen. Ich habe schon Kolleg*innen erlebt, die sich gestritten haben, wer jetzt zu den Liberalen gehen muss und wer auf andere, interessantere Veranstaltungen darf, um Bericht zu erstatten. Schon lustig. 

FDP-Chef Christian Lindner hat aber diesmal dafür gesorgt, dass sehr viele auf seine Partei schauen: Mit einem sexistischen Witz auf Kosten seiner ehemaligen Generalsekretärin Linda Teuteberg (Falls Sie nicht wissen, um was es konkret ging, klicken Sie auf den Link im vorherigen Satz. Ich muss an dieser Stelle die genannte Misogynie nicht reproduzieren). Einige Medien schrieben danach in diesem Zusammenhang von einem "verunglückten Witz". Viele sprechen seit Jahren davon, dass die Partei ein "Frauenproblem" habe: Zum Beispiel hier, hier oder hier. Dabei heißt das wahre Problem der FDP (und auch anderer Parteien oder generell in dieser Gesellschaft): Chauvinismus und Machismo. 

Die Autorin Hilal Sezgin hat schon vor einiger Zeit beschrieben, was in ihrem Kopf passiert, wenn sie wiedermal eine von diesen männlich-chauvinistischen Grenzüberschreitungen beobachten muss. Die Betonung liegt hier auf "muss", denn überall finden sich Männer, die ihre Witze loswerden müssen: 

Sorry, wenn ich jetzt das Offensichtliche schreibe, aber: Es geht um Macht. Ich muss immer wieder an einen gewissen Politiker denken, der sich mit einer Journalistin zu einem Interview traf und „wie nebenbei“ etwas über Brüste sagte. Worin liegt der Kick bei so was? Jemand macht so etwas schlicht, weil er es kann.

Sezgin beschreibt prägnant, welche Gedanken sie beim Thema Sexismus beschäftigen und was das vor allem mit jungen Frauen und Mädchen macht. Vor allem für Männer ist das ein guter Perspektivwechsel. 

Viele Männer können diese Abwechslung gut gebrauchen. Nach sexistischen Witzen heißt es oft: Das sei nicht so gemeint gewesen, das sei ein großes Missverständnis (so wie Lindner sich jetzt rausreden möchte) oder gar Frauen hätten keinen Humor... Deswegen empfehle ich an dieser Stelle noch einen weiterführenden Text: Die Journalistin Charlotte Haunhorst fragt sich, ob sie als Frau über den alltäglichen Sexismus auch lachen kann. Die Antwort beinhaltet interessante Erkenntnisse über Spielarten des männlichen Humors. Weniger lustig.  

Die FDP hat kein Frauen-, sondern ein Chauvinismus-Problem

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