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Europa

Wie die Ungarn, so die Polen – welches Europa hätten sie denn gern?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlDonnerstag, 11.04.2019

Unsere Diskussion über Europa scheint mir von einer gewissen Scheinheiligkeit geprägt. Mehr Europa wird per se als die Lösung gesehen. Dabei übersieht man schnell die unterschiedlichen Interessen und das daraus entspringende Spaltungspotenzial. Der Artikel stellt die widersprüchliche Haltung der PiS in den Mittelpunkt. Man ist gleichzeitig für und gegen Europa, je nach Interessenlage und Befindlichkeit.

„Aussagen über eine „polni­sche Iden­tität“, die sich durch ein Ein- und Ausschreiben aus dem euro­päi­schen Kontext herstellt, haben eine lange Tradi­tion – nicht nur in natio­na­lis­ti­schen Kreisen. Einer­seits ist da die Sehn­sucht nach „Europa“, die sich vor allem in einem Abgrenzen gegen den Osten, gegen Russ­land, mani­fes­tiert. Hierzu gehören Erzäh­lungen von einer euro­päi­schen Gemein­schaft, von einem Wieder­an­schluss nach 1989, vom polni­schen Boll­werk gegen die russi­sche, sowje­ti­sche, zaris­ti­sche Gross­macht. Solche Vorstel­lungen reichen weit in die Geschichte zurück und legen Polen als „grun­d­eu­ro­pä­isch“ fest.“

Die EU ist also nicht einfach ein rational zu konstruierender Zukunftsentwurf, sondern ein mit vielen nationalen Traditionen, Vorurteilen und historisch gewachsenen Unterschieden behafteter Prozess. Eigentlich müsste man immer wieder klarmachen, wohin es wirklich gehen soll, mit den Völkern die Wege diskutieren und auf das Echo hören. Sonst gewinnen Akteure, die z. B. „Polen als verra­tenen und sich dennoch aufop­fernden euro­päi­schen Messias insze­nieren“, schnell die Oberhand. Die Spaltung der Gesellschaft steigt:

„Es ist vor allem die Präsenz dieser Kräfte im gesell­schaft­li­chen Leben, die zunimmt. Mit der PiS-Regierung werden homo­phobe und gene­rell anti-tolerante Haltungen salon- und medi­en­fähig, die sich für jene, die wagen, anders zu sein als die katholisch-nationale Norm, als physi­sche Gefähr­dung im öffent­li­chen Raum zeigen.“


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