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Europa

Ungarn und Orbán: Eine kurze Geschichte und ein kurzer Ausblick

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckDonnerstag, 20.06.2019

Viktor Orbáns politische Biographie dürfte den meisten holzschnittartig bekannt sein: Er war einmal ein radikalliberaler, antikommunistischer Rebell, Soros-Stipendiat, Bewunderer der polnischen Zivilgesellschaft der 1980er Jahre und unermüdlicher Agitator gegen Korruption und Klientelismus, bevor er großen Gefallen an der Macht fand, sich erst zum autoritären Führer seiner Partei Fidesz, später dann ganz Ungarns entwickelte, ein zutiefst korruptes Klientelsystem mit ihm an der Spitze errichtete und diesem eine reaktionäre, nationalistische, ethnizistische und großenteils rechtsextreme Ideologie überstülpte. Für langjährige Kenner und Biographen Orbáns wie auch für viele einstige Weggefährten ist Orbáns Biographie immer noch ein Faszinosum und ein Rätsel, was auch mit der unerhörten Radikalität von Orbáns Wandel, mit seinem maßlosen Willen zur Macht und mit seiner ungeheuren Rastlosigkeit und Energie zusammenhängt. Zsuzsanna Szelényi, eine frühe prominente Fidesz-Aktivistin und zusammen mit Orbán junge Abgeordnete im ersten postkommunistischen Parlament, beschreibt in einem für Kenner wie für Nicht-Kenner spannend zu lesenden, streckenweise persönlichen Rückblick, wie dieser Wandel verlief. Kritisch beleuchtet sie dabei auch, welche historischen Verwerfungen in Ungarn und welche postkommunistischen Fehlentwicklungen Orbán halfen bzw. welche er für sich nutzen konnte.

Szelényis Ausblick ist eine Warnung:

Orban ist ebenso ein Symptom für die Erschöpfung der europäischen Politik wie ein Trendsetter. In den letzten Jahrzehnten haben Europas selbstgefällige politische Klassen und Institutionen, einschließlich der Fraktionen der EU, ihre Fähigkeit verloren, die realen Bedrohungen für die Einheit Europas wahrzunehmen.

Ungarn und Orbán: Eine kurze Geschichte und ein kurzer Ausblick

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