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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Fast alle haben schon einmal von ihnen gehört, manche sie vielleicht auch gesehen und in Aktion erlebt – Kinder aus Rumänien, die in westeuropäischen Ländern betteln und stehlen. Nicht alle sind Roma, allerdings viele von ihnen. Ich selbst habe zu dem Thema bereits in den 1990er Jahren in Deutschland und Rumänien und auch später immer wieder recherchiert. Auch in jenem Fall, um den es in der Geschichte geht, die ich an dieser Stelle empfehlen möchte: um den Fall der Bettel- und Klaukinder aus Ţăndărei, einem trostlosen Ort in der trostlosen südostrumänischen Bărăgan-Steppe. Es ist einer der krassesten Fälle von Kinderhandel in der jüngeren Geschichte Europas. Er wurde um das Jahr 2006 erstmals öffentlich, als in London minderjährige Kinder immer öfter beim Betteln und Stehlen auffielen. Bald war klar, dass es um organisierte Kriminalität ging: Kriminelle Menschenhändler aus Ţăndărei hatten die Kinder bei verarmten und verwahrlosten Familien gekauft und sie zum Betteln und Stehlen nach Großbritannien geschleust. Dort machten die Bettel- und Klaukinder bald zahlreiche Schlagzeilen, die öffentliche Empörung im Land war riesig und im Rückblick ist der Fall sicher ein – nicht kleines – Steinchen im Mosaik des Brexit. In Großbritannien wurden einige der Menschenhändler schnell verurteilt. Nach jahrelangen, beispiellos umfangreichen Ermittlungen wurden die mutmaßlichen Auftraggeber und Organisatoren in Rumänien 2013 vor Gericht gestellt. Ende letzten Jahres, nach fast sieben Jahren Prozess, fiel das letztinstanzliche Urteil: Freispruch. Die rumänische Journalistin Ani Sandu hat für den österreichischen Standard die Geschichte der Ermittlungen, des Prozesses und des erschütternden Urteils aufgeschrieben. Eine Geschichte, die die etwa vierzigminütige Lesezeit wirklich lohnt. Sie sagt viel aus über Politik und Justiz in Rumänien.
Quelle: Ani Sandu apps.derstandard.de
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