sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Piqd vor allem beim Deutschlandfunk die Rosinen heraus, wann immer es bei dem Sender um Europa geht. Als Korrespondent mit Sitz in Polen geht der Blick vor allem nach Osten.
Geboren 1968 in Braunschweig. Studium der slawischen Sprachen und der Geschichte Osteuropas in Kiel, Sankt Petersburg und im sibirischen Irkutsk. Langjährige Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen. Seit 2010 freier Osteuropa-Korrespondent für Print- und Online-Medien in Warschau und Berlin.
An diesem Mittwoch feiert Russland den 75. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg nach. Wegen der Corona-Pandemie war die geplante Megaparty mit Militärparade am 9. Mai abgesagt worden. Das war vor allem für Präsident Wladimir Putin ein schwerer Schlag, der den Tag gern genutzt hätte, um eine Art Jalta 2.0 auf die Beine zu stellen: ein Treffen der Staatenlenker aus den USA, China, Frankreich, Großbritannien und eben Russland. Schon Ende 2019 hatte Putin das Ganze mit einer geschichtspolitischen Offensive eingeleitet, die in einer Relativierung des Hitler-Stalin-Paktes gipfelte.
Pünktlich zu den nachgeholten Mai-Feierlichkeiten greift der russische Präsident diesen Ansatz nun wieder auf. In einem langen, langen Text über "The Real Lessons of the 75th Anniversary of World War II" will er zeigen, dass die sowjetische Führung unter Stalin im Sommer 1939 wegen der westlichen Appeasementpolitik, die im Münchner Abkommen von 1938 ihren Höhepunkt fand, keine andere Wahl gehabt habe, als mit Hitler einen Nichtangriffspakt zu schließen:
The Munich Betrayal showed to the Soviet Union that the Western countries would deal with security issues without taking its interests into account. In fact, they could even create an anti-Soviet front, if needed. [...] In these circumstances, the Soviet Union signed the Non-Aggression Pact with Germany. It was practically the last among the European countries to do so. Besides, it was done in the face of a real threat of war on two fronts – with Germany in the west and with Japan in the east.
Doch mehr noch: Auch zu dem Einmarsch sowjetischer Truppen in jene osteuropäische "Einflusszone", die in dem berühmt-berüchtigten geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt festgelegt worden war, habe es "obviously no alternative" gegeben, schreibt Putin. Und weiter:
Otherwise, the USSR would face seriously increased risks because – I will say this again – the old Soviet-Polish border ran only within a few tens of kilometers of Minsk. The country would have to enter the inevitable war with the Nazis from very disadvantageous strategic positions, while millions of people of different nationalities, including the Jews living near Brest and Grodno, Przemyśl, Lvov and Wilno, would be left to die at the hands of the Nazis and their local accomplices – anti-Semites and radical nationalists.
Es ist hier nicht der Ort, um den Putin-Text einer ausführlichen Analyse zu unterziehen. Ich empfehle ihn als Originaldokument zur kritischen Lektüre, obwohl ich persönlich darin den schwer erträglichen Versuch einer umfassenden Geschichtsklitterung sehe. Aber möge sich jeder sein eigenes Bild machen, am besten unter Hinzuziehung weiterer Primärquellen und Sekundärtexte.
Ein Hinweis sei mir aber noch gestattet. Ich finde es, auch mit Blick auf die russische Außen- und Sicherheitspolitik der Gegenwart, äußerst bemerkenswert und vielsagend, dass Putin die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs fast ausschließlich geopolitisch analysiert und dabei auch nicht vor einer Apologie der revisionistischen deutschen Außenpolitik der Zwischenkriegszeit zurückschreckt:
The root causes of World War II mainly stem from the decisions made after World War I. The Treaty of Versailles became a symbol of grave injustice for Germany. It basically implied that the country was to be robbed, being forced to pay enormous reparations to the Western allies that drained its economy. [...] It was the national humiliation that became a fertile ground for radical sentiments of revenge in Germany. The Nazis skillfully played on people's emotions and built their propaganda promising to deliver Germany from the "legacy of Versailles" and restore the country to its former power while essentially pushing German people into war.
Quelle: Wladimir Putin EN nationalinterest.org
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Europa als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Ich habe übrigens gerade die Überschrift geändert, weil ich das ursprüngliche "... erklärt ... den Weltkrieg" dann doch auch zu missverständlich fand. Sorry dafür.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Absicht hinter dem Text wirklich eine Geschichtsklitterung ist. Putin benutzt das Argument m.E. eher dafür, die Behauptung zu verfestigen, dass die Westmächte mit ihrer Appeacementpolitik die eigenen nationalen Interessen verraten hätten. Beweisen muss er das gar nicht. Er braucht die Behauptung ja lediglich dafür, um seiner Forderung nach realistischer Außenpolitik Nachdruck zu verleihen. Wie ich die letzte Seite verstanden habe, stellt er sich das "zukünftige" internationale System schon ziemlich klar als Rückkehr zu einem klassischen Ansatz von Diplomatie in einem Konzert der Mächte vor, welche die liberalen, weltgesellschaftlichen, transnationalen Ansätze der letzten Jahrzehnte verdrängt und die internationale Gestaltungsmacht wieder zurück in die Hände eigeninteressierter Staaten legt. Darin sehe ich die Absicht des Aufsatzes.
Dass der Aufsatz in der "National Interest" veröffentlich wurde, einer Institution, die sich dem nationalen Interesse der USA und einer realistischen Außenpolitik verpflichtet sieht, kommt da noch oben drauf.