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Prozess um den Sturz der Ceaușescu-Diktatur: Rumäniens Revolution kommt vor Gericht
Journalist
geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Während des Sturzes der Ceaușescu-Diktatur, dem einzig gewaltsamen antikommunistischen Aufstand in Osteuropa im Jahr 1989, starben mehr als 1.100 Menschen. Die meisten davon, etwa zwei Drittel, nach der Entmachtung des Diktators am 22. Dezember 1989. Sie wurden in chaotischen Straßenkämpfen und Schießereien ermordet, initiiert von angeblichen Ceaușescu-treuen "Terroristen". Diese Toten sind bis heute das größte kollektive Trauma im zeitgenössischen Rumänien, denn nach wie vor ist in vielen Fällen nicht klar, wer schoss und vor allem, wer die Befehle dazu gab und wer überhaupt die nicht-existente Bedrohung durch "Terroristen" erfand. Nach dreißig Jahren hat nun der Prozess um diese "Terroristenpsychose" und um die fast 900 Menschen begonnen, die nach dem Sturz Ceaușescus ermordet wurden. Die meisten der laut Anklageschrift mutmaßlich Verantwortlichen sind bereits tot, übriggeblieben sind der ehemalige selbsternannte Revolutionsführer und spätere Staatschef Ion Iliescu sowie Gelu Voican Voiculescu, die mit Abstand mysteriöseste Figur der Revolution – ein ehemaliger Geologe, der im Dezember 1989 aus völliger Anonymität im Zentrum der provisorischen Machthaber auftauchte. Er beaufsichtigte den Prozess und die Exekution des Ceaușescu-Ehepaares und reorganisierte später den gefürchteten Geheimdienst Securitate. Voiculescu hat in den letzten Jahren fast vollständig abgeschieden von der Öffentlichkeit gelebt. Seit im vergangenen Jahr im "Prozess der Revolution" die Anklage wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vorbereitet wurde, tritt er gelegentlich öffentlich auf. Längere Interviews gibt er aber so gut wie nicht. Für mich und den SPIEGEL hat er eine der wenigen Ausnahmen gemacht. Ich konnte Anfang Dezember fast drei Stunden mit ihm sprechen. Ich habe ihn für den SPIEGEL porträtiert – und auch beschrieben, warum von diesem späten "Prozess der Revolution" keine Gerechtigkeit zu erwarten ist.
Quelle: Keno Verseck Bild: AFP spiegel.de
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