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Europa

Polen-Berichterstattung: Man kann es mit dem (Ver-)Urteilen auch übertreiben

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelMontag, 05.12.2016

Kürzlich habe ich im ZDF eine politische Reportage über die Lage in Polen gesehen (derzeit noch hier in der Mediathek abrufbar). Das Irritierende daran - wie an vielen anderen deutschen Medienberichten zum Thema - ist die verblüffende Einseitigkeit, die bei dem kleinen Film aus jedem Bildpixel quillt, wenn man das mal so schräg sagen darf. Es ist kein neugieriges Nachspüren eines Reporters zu sehen, der nach mehr als 30 Jahren nach Polen zurückkehrt, wie der Autor Claus Richter gleich zu Beginn klarstellt. 30 Jahre! Da sollte man doch erst einmal gucken, was eigentlich los ist im Land, statt von Anfang bis Ende Urteile zu verbreiten, oder? Das Statement zum Start lautet: „Heute gibt es in Polen erneut eine Revolution, diesmal von oben. Wie kam es dazu?" Sollte man als Polen-Abstinenzler nicht zunächst einmal fragen: „Gibt es diese Revolution, von der man überall hört, wirklich?"

Wie wohltuend hebt sich davon das Interview mit dem Politologen Piotr Buras ab, das kürzlich im Deutschlandradio Kultur zu hören war und weiterhin nachzulesen ist! Buras weist den vergleichsweise vorsichtig fragenden Patrick Garber gleich in der zweiten Replik darauf hin, dass man es mit den Trump-Vergleichen auch übertreiben kann. Buras, der als ehemaliger Korrespondent der dezidiert regierungskritischen Gazeta Wyborcza einen festen Standpunkt hat und der rechtskonservativen PiS spürbar skeptisch gegenübersteht, bleibt dennoch fair und sachlich und in seinem Urteil maßvoll. Daran könnte sich mancher deutsche Polen-Berichterstatter ein Beispiel nehmen. Ich selbst werde es auch (noch stärker) versuchen.

Polen-Berichterstattung: Man kann es mit dem (Ver-)Urteilen auch übertreiben

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