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Osjorsk: Eine fast normale Stadt
Freie Journalistin
Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).
Optisch unterscheidet die Stadt Osjorsk heute nicht viel von anderen russischen Städten. Von dichten Wäldern im Ural-Gebirge umgeben, mit Häuserreihen, an hübschen Alleen aufgereiht, und junge Mütter, die ihre Kinderwägen schieben. Doch Osjorsk war jahrzehntelang eine geschlossene Stadt. Osjorsk gilt als die Geburtsstätte des sowjetischen Nuklearwaffen-Programms nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Nähe der Stadt Osjorsk ereignete sich 1957, vor genau 60 Jahren, die Katastrophe in der kerntechnischen Anlage Majak, nach Tschernobyl und Fukushima der drittschwerste nukleare Unfall der Geschichte.
Die Region ist zudem zuletzt wieder in die Schlagzeilen geraten, nachdem über Europa eine radioaktive Wolke gezogen ist und Forscher die Region rund um Majak für die Strahlung verantwortlich gemacht haben.
Samira Goetschel hat einen Dokumentarfilm über die Stadt gedreht. Für den Guardian hat sie ihre Eindrücke über die Stadt niedergeschrieben. Die Stadt leidet bis heute an ihrem nuklearen Erbe und gilt als eine der am meisten verschmutzten Städte der Welt. Ein See in der Nähe der Stadt wurde so stark kontaminiert, dass die Bewohner ihn den „Todessee“ nennen. Dennoch hat sich in der Stadt eine eigentümliche Identität herausgebildet:
In most – though certainly not all – residents’ eyes, the fence around Ozersk does not serve to keep them in against their wishes, but rather to keep outsiders away from their paradise, protecting them from “the enemy”. The barbed-wire fence remains an intrinsic part of the city’s landscape and the citizens’ psychological makeup and collective identity.
Noch ein Offline-Lesetipp zum Thema: Im aktuellen Cicero gibt es auch eine Reportage des deutschen Journalisten Oliver Bilger und der russischen Fotografin Jekaterina Anochina, die sich dem Erbe der Nuklearkatastrophe von Majak widmet.
Quelle: Samira Goetschel Bild: DIG Films EN theguardian.com
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