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Orbáns Kumpel: Die Bosse aus der deutschen Wirtschaft

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckFreitag, 12.10.2018

Ungarns Premier Viktor Orbán schimpft vor einheimischem Publikum nicht nur gern auf den westlichen Liberalismus oder die EU, sondern auch - sofern es um westliche Konzerne geht - auf den Kapitalismus und auf neoliberale Wirtschaftspolitik (die seine Regierung ansonsten selbst betreibt). Zugleich pflegt Orbán ein enges Verhältnis zu einigen westlichen Konzernführungen, darunter besonders zu den deutschen Autobauern Audi, BMW, Mercedes und Opel. Verständlich, denn sie haben in Ungarn Milliarden investiert, sind das Rückgrat der ungarischen Industrie und Exportwirtschaft, bescheren dem Staat immense Steuereinnahmen und schaffen Arbeitsplätze. Um sie bei der Stange zu halten, hat die Orbán-Regierung u. a. eines der flexibelsten und arbeitnehmerfeindlichsten Arbeitsrechtssysteme Europas geschaffen und die Unternehmenssteuern auf Rekordniveau gesenkt. Umgekehrt bedanken sich Konzerne mit großzügigem Sponsoring im Sport-, Kultur- und Bildungsbereich. Manchmal unternehmen beide Seiten zum gegenseitigen Nutzen offenbar gemeinsam zweifelhafte Aktionen. Das ist das Thema eines Artikels meines SPIEGEL-Kollegen Nils Klawitter. Er beschreibt den Fall des Umweltschützers Ferenc Zsák, der sich gegen die Rodung eines Naturschutzgebietes zugunsten einer Erweiterung des Audi-Betriebsgeländes im westungarischen Győr wehrte - und im Gefängnis landete. Der Fall lasse daran zweifeln, schreibt mein Kollege,

dass es deutsche Unternehmen mit ihren Firmenrichtlinien sonderlich ernst nehmen. Mit Werten wie Fairness und Integrität.

Klawitter erwähnt auch den Verkauf von origo.hu, des einst erfolgreichsten unabhängigen ungarischen Nachrichtenportals durch die Deutsche Telekom/Magyar Telekom (dazu hier ein längerer Artikel von mir von 2015 für Krautreporter). Apropos der von Orbán gerne angeprangerten westlichen "Doppelstandards": hier ein aktueller Artikel von mir darüber, wie "Null-Toleranz gegenüber Antisemitismus" und Ehrung von Judenmördern im offiziellen Ungarn zusammenpassen.

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