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Kommunistische Verbrechen, Stalin-Nostalgie und fehlende Gedenkkultur: Kolyma – der Film

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckSonntag, 26.05.2019

Im Namen des Kommunismus, im Namen einer angeblich humanistischen Ideologie, im Namen von egalitären Idealen wurden im 20. Jahrhundert unbeschreibliche Verbrechen begangen. Mir scheint, dass es angesichts dieser Bilanz des Kommunismus, angesichts seiner Abermillionen Opfer, bis heute nirgendwo in einem europäischen Staat eine angemessene öffentliche und staatliche Gedenkkultur gibt – ganz im Gegensatz zur überwiegend angemessenen und würdigen Gedenkkultur für die Opfer des Holocaust und der NS-Völkervernichtung. Mehr noch: Vielen Menschen in Europa dürfte das Ausmaß der im Namen des Kommunismus begangenen Verbrechen nicht bewusst sein, es ist nicht tabuisiert, Kleidung mit kommunistischen Symbolen zu tragen, die Thematisierung kommunistischer Verbrechen gilt bis heute verbreitet als Domäne verbohrter Rechter. Namentlich in Russland hat die Sowjet- und Stalin-Nostalgie in den letzten Jahren einen Höhepunkt erreicht – eine Mehrheit der Russen hält Stalin für einen der größten Führer des Landes, etwa die Hälfte der jungen Leute hat von den stalinistischen Repressionen und Verbrechen noch nie gehört. Der prominente junge russische Journalist, Blogger und Youtube-Star Jurij Dudj hat das zum Anlass genommen, sich auf eine Reise durch das Kolyma-Gebiet in Ostsibirien zu begeben, ein Zentrum des Gulag-Systems und ein Synonym des stalinistischen Terrors. Er hat Menschen, die er traf, darunter viele Angehörige von Opfern, auch solche prominenten wie die Tochter des Vaters der sowjetischen Raumfahrt, Sergej Koroljow, zu ihren Erinnerungen und ihren Ansichten zum stalinistischen Terror befragt. Entstanden ist während der Reise eine Mischung aus Road Movie und erschütternder Dokumentation – ein Film, der in Russland eine große Kontroverse auslöste. Man sollte diese 138 Minuten (OmU) nicht nur mit Blick auf die heutige russische Stalin-Nostalgie anschauen, sondern auch mit der Frage, ob wir uns selbst angemessen mit den kommunistischen Verbrechen auseinandersetzen.

Kommunistische Verbrechen, Stalin-Nostalgie und fehlende Gedenkkultur: Kolyma – der Film

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