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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
In Russland ist Homophobie praktisch gesetzlich verankert, in Tschetschenien werden Schwule offenbar staatlich verfolgt, gefoltert und teils ermordet und in einigen osteuropäischen EU-Staaten ist homophobe Rhetorik inzwischen ein Eckpfeiler der Regierungspolitik, darunter in Polen, in der Slowakei und in Ungarn. Besonders extrem ist das in Polen und Ungarn der Fall. Dabei geht es nicht nur um Homosexuellen-Feindlichkeit an sich. In beiden Ländern ist das Kürzel LGBT bzw. LGBTI inzwischen zu einem Schimpfwort und einem Synonym des dekadenten Westens geworden. LGBT steht für alles vermeintlich Antichristliche und Antitraditionelle, für angebliche Familienfeindlichkeit, für Pädophilie, Werte-Nihilismus, Entnationalisierung, gesellschaftliche Atomisierung, und "Selbstabschaffung", für Massen an kriminellen Migranten, für eine schrankenlose Freiheit, die zur Apokalypse und zum Untergang des Abendlandes führt. Das Faszinierende, psychologisch Interessante und zugleich Erschütternde ist, wie es solche Narrative geschafft haben, Regierungspolitik zu werden und mit welcher entsetzlichen Primitivität sie zum Teil vorgebracht werden (einer, der es dabei zu Meisterschaft gebracht hat, ist Ungarns Parlamentspräsident László Kövér). Polen ist nun das wohl erste europäische Land, in dem ein Wahlkampf großenteils mit diesen LGBT-Narrativen geführt wurde – am Sonntag findet in Polen die Parlamentswahl statt, eine der wichtigsten seit dem Sturz der Diktatur 1989. Mein geschätzter Kollege Philipp Fritz, früher bei n-ost, heute Korrespondent der Welt in Warschau, hat dieses Thema in einem Debattenbeitrag für seine Zeitung aufgegriffen. Er beschreibt teils sehr nüchtern erklärend, teils mit großer Sorge, wie Homophobie zu einem derart zentralen ideologischen Element der Regierungspartei PiS werden konnte, wie die Menschen in Polen damit umgehen und wohin es möglicherweise führen wird, wenn die gesellschaftliche Atmosphäre permanent derart vergiftet wird. Die Aussichten sind nicht gut.
Quelle: Philipp Fritz Bild: welt welt.de
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