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Europa

Der Osten Europas ist politisch viel grüner, als er aussieht

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelDienstag, 13.08.2019

Für eine Weile war ich versucht, vor diesem politico-Text über die materialistischen Osteuropäer mit einem unpiq zu warnen. Schon die Eingangsthese ist mir viel zu griffig, um wahr zu sein: "For Europe’s Greens, the Iron Curtain has yet to fall." Europa ist demnach gespalten in einen grün-modernen Westen und einen old-school-Osten, in dem Umweltthemen im Vergleich zu harten sozioökonomischen Fragen keine echte Relevanz haben:

Voters in Central and Eastern Europe tend to be focused more on bread-and-butter issues instead of what scholars call the “post-materialist” values championed by the Greens.

Diese These, die sich im Kern nur auf die Ergebnisse der Europawahl stützt, lässt sich so in keinem Fall halten. Zum einen gibt es im "alten Europa" bekanntlich mehr als genug dezidiert antigrüne Parteien, die meist unter dem pauschalen Begriff rechtspopulistisch subsumiert werden. Zum anderen unterschlägt der Text diverse Bewegungen in Osteuropa, die de facto eine grüne Programmatik vertreten, ohne nominell als Grüne aufzutreten.

Da wäre zum Beispiel in Polen die Partei Wiosna (Frühling) von Robert Biedroń, der einst als erster offen homosexueller Parlamentarier in Warschau für Schlagzeilen sorgte. Oder man denke an die neue slowakische Präsidentin Zuzana Čaputova, eine Umweltaktivistin und Bürgerrechtlerin, die viele Jahre gegen Mülldeponien und für den Erhalt der Karpatenwälder gekämpft hat. Und wer etwa Warschau noch aus den Nullerjahren kennt, der wird bei einem Besuch heute fasziniert sein, wie sauber und fahrradfreundlich die Stadt inzwischen geworden ist (mehr geht immer).

Warum ich den Text trotzdem zur Lektüre empfehle? Erstens: Weil das Thema ein Thema ist. Wie steht es um die grünen Belange in Osteuropa? Eine ehrliche Antwortsuche würde sich lohnen. Und zweitens: Es ist ja nicht alles falsch im Text. Richtig zum Beispiel ist, dass es im Osten Europas sehr viel weniger "Wohlstandsgrüne" gibt, weil es weniger Reichtum gibt. Mir persönlich ist das nicht unsympathisch.

Der Osten Europas ist politisch viel grüner, als er aussieht

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