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Europa

Der NHS feiert seinen 70. Geburtstag – bevor er (vielleicht) unter den Brexit-Bus gerät

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerDonnerstag, 05.07.2018

350 Millionen Pfund pro Woche für den ewig klammen NHS. So ein Versprechen der Brexiteers, das sie auf den berühmten Brexit-Bus schrieben. Bereits einen Tag nach der Abstimmung ruderten die Kampagnenführer zurück. Das sei nicht wörtlich zu nehmen gewesen.

Die Briten lieben ihren nationalen Gesundheitsservice NHS. Natürlich haben sie das wörtlich genommen – schon allein deshalb, weil sie wünschten, es wäre wahr. Und als zuletzt die Umfragen ergaben, dass dreiviertel der Briten finden, mit dem Brexit laufe es schlecht, hat Theresa May eine Finanzspritze für den inzwischen umso klammeren Service angekündigt. 20 Milliarden mehr bis zum Jahr 2023 soll er bekommen, bezahlt würde das mit dem Überschuss aus dem Brexit.

Da war es wieder, das Versprechen der Brexiteers. Dabei weiß jeder, der schon einmal etwas von Bilanzen gehört hat, dass jede Variante des Brexit keinen Überschuss abwerfen wird. Im Gegenteil. Die Wirtschaft bekommt kräftig einen mit – die Frage ist lediglich, in welchem Ausmaß. Sinkende Wirtschaftskraft, weniger Steuereinnahmen. So geht die Rechnung für den Finanzminister (ein Remainer). Für ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem, das mit dem demografischen Wandel zu kämpfen hat, kann das der Todesstoß sein.

Der Gesundheitsminister Jeremy Hunt verhandelt schon länger mit privaten Gesundheitsdienstleistern aus Amerika. Die privatwirtschaftlichen Interessen im Gesundheitssektor sind weltweit groß und mächtig. Ein geschwächtes Großbritannien ist ein gefundenes Fressen für die Aufkäufer von Gemeinwohlleistungen.

Der NHS ist also in der Klemme. Auch an seinem Geburtstag, an dem er sich hier so wunderbar präsentiert. Der Chef des NHS macht Notfallpläne für den Fall des No Deals und die Rekrutierungsprogramme laufen heiß. Denn die EU-Fachkräfte ziehen weg.

Hier erzählt ein Arzt, warum er bereut, für den EU-Austritt gestimmt zu haben. Mehr als eine Liste der Brexit-Folgen – eher eine Trauerrede.

(Zerstreuungslink: Den Brexit-Bus über raues Gelände steuern.)

Der NHS feiert seinen 70. Geburtstag – bevor er (vielleicht) unter den Brexit-Bus gerät

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