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Studium der Politikwissenschaft in Hamburg, danach als freier Journalist nach Paris, wo mich das "Handelsblatt" engagiert hat. Seit 2004 lebe und arbeite ich in Brüssel, seit 2010 wieder freiberuflich, u.a. für "taz" und "Cicero". Zudem betreibe ich den EU-Watchblog "Lost in EUrope".
Über Boris Johnsons Brexit-Coup und seine darauf folgenden Niederlagen im britischen Parlament ist viel geschrieben worden. Vergleichsweise wenig hört man dagegen von dem - zum großen Teil außerparlamentarischen - Widerstand, der sich gegen Johnson und einen "harten" Brexit organisiert.
Dabei ist es dieser Widerstand, der am Ende über den Ausgang des britischen Dramas entscheiden könnte.
Wie er sich organisiert und was ihn umtreibt, hat nun der Journalist und Aktivist Paul Mason im "Freitag" beschrieben. Es gehe darum, Johnson erst die Kontrolle über das Parlament, und dann über die öffentliche Meinung zu entreißen. Teilweise sei dies bereits gelungen, so Mason:
Obwohl die Gesamtzahl der Teilnehmenden der Demos nie mehr als ein paar Zehntausende betrug, veränderten sie die Atmosphäre. Die sozialen Medien und die Radio-Talkshows waren voll von wütenden, mürrischen Rufen des Pro-Brexit-Flügels der britischen Gesellschaft nach einem Ausstieg um jeden Preis, für den das einstige Referendum ein Mandat gebe. Aber solche Stimmen waren auf den Straßen nicht zu hören; ihnen fehlt das Vertrauen ins Politische.
Zudem hätten die Proteste die mannigfaltigen Spaltungen der progressiven Mehrheit in Großbritannien überwunden. Plötzlich marschieren radikale Linke, Labour-Anhänger, Liberaldemokraten, Grüne und besorgte Bürger miteinander - vereint im Ruf "Stop the Coup".
Dass sich daraus eine "Volksfront von unten" ergeben könnte, wie Mason hofft, scheint zwar übertrieben, jedenfalls bisher.
Klar ist jedoch, dass die Stimmung in Großbritannien umschlägt - und dass ein neues Bewusstsein dafür erwächst, wie wichtig Widerstand gegen die alten Eliten von Eton und Oxford und ihre Machtspielchen ist.
Quelle: Paul Mason freitag.de
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Übrigens: Den Presseclub mit dir als Gast fand ich superbe! Danke dafür: https://www1.wdr.de/da...
Ich wünschte, Mason hätte Recht und es entwickelte sich tatsächlich eine solche Front, aber ich bleibe skeptisch. Unter anderem, weil ich John Harris' Sicht teile: Die Leute fühlen sich, als ob eine furchtbare Arbeitswoche einfach nicht zu Ende gehen will. Sie sehnen sich nach Ruhe und klinken sich aus all dem Chaos aus https://www.theguardia... Das Land befindet sich in der größten Krise in Friedenszeiten und ziemlich viele Leute interessieren sich nicht mehr dafür. Das Schlimme daran: Weil sie nicht dran bleiben, sind sie empfänglicher für populistische Botschaften: Boris vor einer Polizistenwand = er steht für law and order, Boris zieht einen Bullen durchs Bild = er packt den Stier bei den Hörnern, Boris bei den Fischern = er sichert unseren Fisch. Ein Volk, dass x Bildzeitungen hat und 3 seriöse, ein Volk dessen Lokalzeitungen tot sind, sodass alle Journalist:innen in London arbeiten (müssen): Wie gut informiert kann das sein?
Aber ich gebe zu: Ich bin sehr pessimistisch und deshalb befangen ...