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Wie man Schulen gegen den Einfluss Rechtsextremer schützen kann

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
Zum Kurator'innen-Profil
Jürgen KluteMittwoch, 21.08.2024

Wenn man eine Gesellschaft in einem überschaubaren Zeitraum verändern will, dann sind Schul- und Bildungspolitik ein wichtiger Schlüssel. Und: Den Zugang zu diesem Schlüssel gibt es auf landespolitischer Ebene. Schon die Nazis wussten um die Bedeutung der Bildungs- und Jugendpolitik. Erika Mann hat das in ihrem 1938 im New Yorker Exil veröffentlichten Band „Zehn Millionen Kinder: Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich“ sehr detailliert beschrieben (der Band wurde 1997 erneut aufgelegt und ist immer noch zugänglich). Die Nachwirkungen sind bis heute zu spüren.

Um die politische Bedeutung der Bildungs-, Kultur- und Jugendpolitik wissen natürlich auch die Funktionäre der AfD, insbesondere Bernd Höcke, der selbst Geschichtslehrer ist. Welche Möglichkeiten eine rechtsextreme Partei auf Landesebene hätte, um Politik und Gesellschaft auf Landesebene in ihrem Sinne zu verändern, hat der „Verfassungsblog“ mit dem Thüringen-Projekt systematisch untersucht. Wie die AfD sich Schul- und Bildungspolitik vorstellt, hat sie in ihrem Programm beschrieben. Würde sie in Ostdeutschland nach einer der nächsten Landtagswahlen Teil einer Regierungskoalition, dann hätte sie gute Chancen, zumindest Teile davon umzusetzen, zumal Schul- und Bildungspolitik nicht so sehr im Zentrum öffentlicher Debatten und Berichterstattung stehen und manches auch ohne Parlamentsbeteiligung unterhalb der Gesetzebene umsetzbar wäre.

Umso wichtiger ist es, dass sich Lehrerinnen und Lehrer auf eine solche Situation vorbereiten. Zumindest punktuell geschieht das auch mittlerweile in Thüringen. In dem hier von mir empfohlenen Artikel beschreibt taz-Autorin Amelie Sittenauer, wie Lehrerinnen und Lehrer sich mit diesem drohenden Szenarium auseinandersetzen. Nach der Darstellung von Sittenauer scheint das ein erfolgversprechende Ansatz zu sein. Es lohnt sich, ihn zur Kenntnis zu nehmen und ihn bekannt zu machen.

In Ergänzung dazu möchte ich hier noch auf einen weiteren Artikel hinweisen, der heute (21.08.2024) auf Spiegel Online erschienen ist: „Landtagswahlen in Ostdeutschland: Wie die AfD mein Studentenleben verändern will. Schluss mit Gender Studies, weniger Studierende aus dem Ausland: Sollte die AfD nach der Landtagswahl in Sachsen regieren, könnte meine linksalternative Blase am Campus platzen. Ein Blick auf die Pläne der Partei.“ Die Autorin Ananda Klaar beschreibt in ihrer Kolumne, welche programmatischen Vorstellungen die AfD im Blick auf Universitäten hat und was das für Lehre und Wissenschaft an Hochschulen für Folgen hätte. Auch hier hätte die AfD die Möglichkeit, vieles ohne Parlamentsbeteiligung umzusetzen.

Wie man Schulen gegen den Einfluss Rechtsextremer schützen kann

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Kommentare 5
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 2 Monaten

    Das finde ich einen super Ansatz für Gespräche mit den Schüler:innen (Zitat von einer Lehrerin aus dem Artikel): „Ihr dürft eine andere Meinung haben“, denkt sie sich, „aber ich hab auch eine“.

  2. Andi Mohr ohne Fremdenfeindlichkeit

    Zitat "...zumal Schul- und Bildungspolitik nicht so sehr im Zentrum öffentlicher Debatten und Berichterstattung stehen und manches auch ohne Parlamentsbeteiligung unterhalb der Gesetzebene umsetzbar wäre"

    Das gilt nicht nur für die AfD und auch nicht nur im Osten sondern insbesondere auch für die "Linksalternativen" und den Westen. Wer glaubt, die SPD und die Grünen würden sich die Gegebenheit im zitierten Ausscnitt nicht zunutze machen ist geblendet.
    Ich halte es persönlich so, dass sich die Politik aus der Bildung weitestgehend raushalten sollte.
    Auf dem Rücken der Schüler werden ideologisch motivierte Machtkämpfe ausgetragen. Das gilt für Extreme Parteien Links wie Rechts der Mitte. Entscheidend ist, dass die Gesellschaft sich wieder in der Mitte sammelt und tut, was unsere Politik nicht schafft: aufeinander acht geben, sich gegenseitig zu Respektieren und beste Lösungen in der Auseinandersetzung suchen. Extreme Meinungen nicht wegverbieten sondern Überzeugungsarbeit leisten. Das dürfen auch unsere Kinder in den Schulen lernen. Ausgrenzung fördert Hass, das dürfen die (noch) Regierenden verstehen.
    Vielleicht ist das Problem der miesen Produktivität und Qualität der Ergebnisse unserer Regierung nicht, dass diese Menschen selten einen Beruf ausgeübt haben, sondern das Ergebnis einer einseitig gesteuerten Schulbildung?

    1. Jürgen Klute
      Jürgen Klute · vor 3 Monaten

      Als, ich habe selbst eine Zeit an einer Schule gearbeitet (ist viele Jahre her) und zwei Kinder, die die Schule durchlaufen haben. Die ich in den Elterngremien aktiv war, habe ich einiges aus dem Innenleben der Schulen meiner Kinder mitbekommen (das ist natürlich nicht repräsentativ). Mir ist das so nicht begegnet, was du hier als Bild über Schulen zeichnest.

      Es gibt ja auch klare Regeln: Parteiwerbung ist in Schulen nicht zugelassen. Aber selbstverständlich gehört es zum Bildungsauftrag der Schulen, Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichen politischen Richtungen und Programmen vertraut zu machen, damit Schüler und Schülerinnen sich ein eigenes Urteil bilden können.

      Als ehemaliger MdEP werde ich gelegentlich zu Diskussionsveranstaltungen in Schulen eingeladen. Ich erlebe Schülerinnen und Schüler als kritische Fragesteller:innen und Kommentator:innen – mal mehr mal weniger. Aber aus meiner Erfahrung kann ich das von dir gezeichnete Bild nicht bestätigen.

    2. Anne ka
      Anne ka · vor 2 Monaten

      Naja hier wird in dem Artikel dargestellt, dass eine ganz reale Gefahr besteht, dass eine rechte, populistische und von Verfassungsschutz als demokratiegefährdend eingeschätzte Partei die Schulen per Gesetz dazu zwingen könnte, Kinder in deren Sinne ideologisch zu beeinflussen.

      Das mit einer oder mehreren demokratischen Parteien zu vergleichen, welche de facto schon länger regieren und kein entsprechender von dir beschriebener "ideologischen Machtkampf" in der Schule durch diese ggf. eher linksgerichteten Parteien stattfindet, ist keine Meinung sondern Fakt, wie schon der andere Kommentator aus seiner Perspektive beschrieben hat.

      Und demokratiefeindliche und ausgrenzende Meinungen von Rechtsgerichteten Parteien einzuordnen und nicht zu dulden, das ist wie man auch in der Schule Orientierung vorgeben kann. Mit Rechten diskutiert man nicht und diese Meinungen respektiert man auch nicht, hat die Geschichte gezeigt und zeigt sich auch jetzt.

    3. Andi Mohr ohne Fremdenfeindlichkeit
      Andi Mohr ohne Fremdenfeindlichkeit · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

      @Anne ka Als Anhänger der Demokratischen Grundordnung in Deutschland und als Mensch der sich klar in der Mitte sieht sage ich: mit Rechten und mit Linken diskutiert man und alle Meinungen werden respektiert. Das sagt mir die Geschichte, mein Bauchgefühl und meine Erfahrung als jemand, der in den Irrungen und Wirrungen der vergangenen 4 Jahre von den regierenden Parteien in die rechte Ecke geschoben wurde. Ich gehe so weit zu sagen, dass ich persönlich durch politisch verursachte Ausgrenzung Traumata erfahren habe. Details sprengen den Rahmen meiner Antwort hier. Wir können also gerne über Meinungen zu Chancen und Gefahren diskutieren, die von Geboten und Verboten in der Sache Schule ausgehen. Gerne auch aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Aber dann bitte unter dem Aspekt, dass Meinungen nicht unter dem Apekt links gut, rechts schlecht abgekanzelt werden. Die Geschichte "lehrt" uns sehr wohl was Faschismus und Propaganda ist - wovon akute Gefahren ausgehen müssen wir aber mit enormer Achtsamkeit heute selbst bewerten. Woher weht denn gerade der Wind der staatlichen Vollkontrolle? Für mich liegen eben genau dort die Risiken gegen jeden Vorstoß der ausgrenzt. Insbesondere auch bei diesem Vorstoß zur Ausweitung der Kontrolle über unsere Kinder.
      Ich habe übrigens drei. Und verfüge über gewisse Erfahrungswerte (auch bezüglich Ausgrenzung verursacht durch Lehrer - aber in einem anderen, gesellschaftlichen Kontext)

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