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Klima und Wandel

Wie Klima-Desinformation die Demokratie bedroht

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresFreitag, 17.05.2024

Seit Jahrzehnten verhindert die fossile Industrie, ausgehend von den USA, wirksame Klimapolitik (am Beispiel von Exxon nachgezeichnet u.a. hier, hier und hier, gut zusammengefasst auch durch die Kampagnenseite "Exxon Knew"). 

Im gepickten Video spannt Jennie King, die in Berlin am Institute for Strategic Dialogue in Berlin zu Klima und Desinformation forscht, den großen Bogen von diesen Anfängen der Klima-Desinformation zu den heute gängigen Verschwörungsmythen, und zeigt, wie sehr Klima-Desinformation die liberalen Demokratien gefährden kann. 

Denn heute sind es nicht nur die mächtigen Ölkonzerne, die von Desinformation profitieren. Staaten wie Russland sowie rechte Parteien und Bewegungen haben ein Interesse daran, die westlichen Gesellschaften zu destabilisieren und nutzen dafür Desinformation. Skrupellose Vermarkter von Empörung ("outrage merchants") verdienen durch Desinformation Geld. In den (sozialen) Medien vermischt sich das alles. Zugleich leben wir inzwischen in einem gesellschaftlichen Klima, in dem Fakten alleine oft nicht mehr durchdringen. Im Kulturkampf sind Weltbilder, Haltungen und Stammeszugehörigkeiten häufig stärker.

Man muss an dieser Stelle wohl erwähnen, dass die Forschung sich (noch) nicht einig ist, wie groß die Gefahr tatsächlich ist, die von Desinformation ganz generell (also nicht nur aufs Klima bezogen) für die Demokratie ausgeht. Das Science Media Center hat dazu gerade Forschende befragt. Eine Antwort finde ich hier besonders interessant:

Prof. Dr. Lena Frischlich, außerordentliche Professorin am Digital Democracy Centre, Süddänische Universität, Odense, Dänemark, sagt:

Desinformationen sind meiner Meinung nach vor allem ein Problem, wenn es ihnen gelingt, an gesellschaftlichen Bruchstellen wie sozialer Ungleichheit, Polarisierung und Vertrauensverlusten anzusetzen. Gerade wenn dann noch ein verschwörungstheoretischer Spin dazu kommt, der zum Beispiel das Vertrauen in die Demokratie weiter erschüttert oder Intergruppenkonflikte anheizt, kann das Vorurteile fördern und den demokratischen Meinungsbildungsprozess erschweren.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Kollegin Carlotta Wald in der ZEIT:

Gegen blanke Lügen aus dem Kreml sind wir in Deutschland überraschend resilient, das ist die gute Nachricht. (...) Die aufgeheizte Stimmung, die Wut auf die Ampelregierung, die Angst vor Migration, die Kriegsmüdigkeit im Land und das Misstrauen gegenüber politischen Institutionen und Medien – das alles sind Themen, die nicht nur durch Desinformationskampagnen groß gemacht werden. Dahinter stecken Unzufriedenheit und Unsicherheit, die reale Ursachen haben. (...) Putin ... weiß die Bruchstellen der westlichen Demokratien zu nutzen.

Was heißt das jetzt für die Klima-Debatte? 

Im vergangenen Jahr hat die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung gezeigt: Die Debatte über Klimapolitik eignet sich hervorragend dafür, Akteure bis weit in die gesellschaftliche Mitte hinein zu radikalisieren. King sagt in ihrem Vortrag jetzt:

The holistic nature of the climate crisis makes it incredibly vulnerable to attack and, for many people, a symbol of everything unequal and broken in our current system. (...) 

Deshalb eignet sich klimabezogenen Desinformation auch so gut dafür, die Unterstützung für liberale, demokratische Gesellschaftssysteme zu unterminieren. Und deshalb, sagt King:

We cannot only address the 'supply' side of this equation; we also have to recognise the 'demand' for such content and why it seems to resonate so deeply.

Sie beendet ihren Vortrag mit einem Appell:

not just to defend liberal norms, but to re-make them for genuine inclusion, participation, and empowerment. We want to build a liveable future and wie believe democracy is the best vehicle to do that – if so, flooding the zone with facts will never be enough.

Wer lieber liest, statt sich das Video anzuschauen, kann sich hier auch das Manuskript des Vortrags herunterladen.

Wie Klima-Desinformation die Demokratie bedroht

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor einem Monat · bearbeitet vor einem Monat

    Nicht nur in der Sache interessant, auch der Vortrag ist lebendig, engagiert, auf den Punkt, gut strukturiert.
    Spannend ihr Konzept, dass Disinformation Memes an Rand lauern und sich dann ausdehnen, wenn die Welt krisenhafter wird.
    In einem Punkt würde ich widersprechen: Ja, in den Metropolen sehen wir die soziale Schere auseinandergehen, aber weltweit sehen wir das Entstehen eine Art "globalen unteren Mittelschicht", d.h. viele Menschen, die das unmittelbare Elend bereits verlassen haben und ein immerhin leidliches Einkommen haben.
    Den Vertrauensverlust beobachten wir in DE ganz deutlich am rechten Rand in der Tat.

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