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Was Rassismus im Gesundheitswesen anrichtet

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerFreitag, 30.08.2024

Über Rassismus im Gesundheitswesen wird immer mal wieder berichtet, aber so wie in diesem Text habe ich es noch nirgendwo gelesen. Die Autorin ist selbst davon betroffen und kann auch zahlreiche Beispiele erzählen, in denen die Gesundheit von Menschen dadurch gefährdet wurde. Dabei nimmt sie die Leser:innen mit in die Geschichte ihres eigenen Bewusstwerdungsprozesses.

Die liebe Tante ist verstorben. Ziemlich plötzlich sogar. Grund dafür war ein nicht rechtzeitig erkannter Krebs.
Einige Monate darauf spreche ich erneut mit meiner Mutter. Wieder eine Todesbotschaft, dieses Mal geht es um eine langjährige Freundin meiner Mutter. Ich kenne sie, seit ich klein bin. Wieder ein unerkannter Krebs. Diese Frau hatte zuvor zwei junge Söhne verloren, ebenfalls an Krebs.
Ich fange an, darüber nachzudenken, was diese beiden Frauen gemeinsam haben. Beide konnten nicht perfekt Deutsch sprechen, trugen einen Hijab. Hat man sie womöglich deswegen medizinisch schlechter behandelt? Wären sie noch am Leben, wenn sie sich besser mit ihren Ärzt:innen hätten verständigen können?

Vom Einzelfall kommt der Text recht schnell auf den größeren Zusammenhang. Zitate von Expert:innen und aus Studien vermitteln einen Eindruck davon, wie verbreitet Rassismus im Gesundheitswesen wohl ist. Dabei ist er oft nur schwer dingfest zu machen, weil er sich in einem sowieso schon existierenden Machtgefälle zwischen Gesundheitsprofis und Patient:innen abspielt. 

Krank zu sein ist schlimm, aber schlecht behandelt zu werden, wenn man krank ist, ist noch schlimmer. Und was, wenn man schlecht behandelt wird, weil man nicht weiß ist? Steckt dahinter mehr als nur einige wenige Einzelschicksale? Gar ein System?

Wer Rassismus im Gesundheitswesen erfährt, schätzt häufig den eigenen Gesundheitszustand schlechter ein und hat dadurch ein höheres Risiko für Angst und Depression. Rassismus kann also nicht nur dafür sorgen, dass die Versorgung leidet, sondern auch dafür, dass sich die Gesundheit der Betroffenen zusätzlich verschlechtert. 

Im Krankenhaus, beim Zahnarzt, bei der Psychotherapeutin, beim Hausarzt, bei Vorsorgeuntersuchungen und Operationen – rassistische Einstellungen des Gesundheitspersonals behindern auf allen Ebenen eine angemessene Versorgung. Das sorgt für Misstrauen und Ängsten bei Menschen mit Migrationshintergrund: Sie gehen seltener zum Arzt und kümmern sich bei Beschwerden später um medizinische Hilfe.

Die Fälle, die in diesem Text beschrieben werden, sind zum Teil drastisch: Da wird Menschen Schmerzmittel verwehrt, obwohl sie operiert wurden. Sie wurden vor Operationen nicht aufgeklärt und nicht um Zustimmung gebeten. Ihnen wird Wehleidigkeit unterstellt und notwendige Behandlungen verweigert. Auch die Rassismus-Erfahrungen von medizinischem Personal werden thematisiert.

Zum Schluss macht die Autorin eine vielleicht überraschende Feststellung, die zu Denken gibt: 

Interessant an meiner eigenen Rassismus-Erfahrung im Krankenhaus ist, dass das Personal in keiner Weise unfreundlich war. Ganz im Gegenteil, alle waren extrem nett und zuvorkommend. Auch wenn sie rassistische Bemerkungen machten, geschah dies nie in einem bösen oder verachtenden Ton. Sie haben es alle gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Es ist sehr wichtig, das zu unterscheiden. Rassismus, wie jede andere Art von Unterdrückung, entspricht nicht einem „bösen“ Teil unseres Gehirns und muss auch nicht gezielt als Angriff gegen eine Person gemeint sein. Nicht-ernst-nehmen oder Infantilisierung von BIPoC sind ebenfalls rassistische Mechanismen. Menschen, die von Rassismus betroffen sind, wird abgesprochen, dass sie selbst in der Lage sind, zu wissen, was ihr Körper braucht und wie ihr Schmerzempfinden ist. Damit werden sie auf eine fatale Weise verunsichert. So kommt es, dass diese Menschen sich teilweise wirklich nicht mehr auf ihre eigene Wahrnehmung verlassen. Und das bereitet den Nährboden für noch mehr rassistischen Erfahrungen.

Disclaimer: Ich arbeite als freie Journalistin regelmäßig für Krautreporter. 

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