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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Wenn Taylor Swift nach Deutschland kommt, dreht selbst die FAZ durch.
+++ 62.000 Fans machen sich auf den Heimweg +++ Kelce erwartet Swift hinter der Bühne +++
Kleiner Auszug aus dem Liveticker zum gestrigen Tourauftakt. Selbst der DLF-Kritiker gibt live on air zu, dass kritische Distanz ob all der Stadion-Begeisterung schwierig ist – er habe nun auch Freundschaftsarmbänder. ZEIT und Co. überboten sich schon vorab mit ausführlichster Berichterstattung; die SZ analysierte gar intensiv die bevorzugten Akkordfolgen von TS.
Aber – gibt es denn keine andere Musik talentierter weiblicher Artists? Aber klar doch. Fangen wir ganz oben an: bei der Königin.
1. Queen B alias Beyoncé hat schließlich auch ein neues Album draußen, es sei ihr "Country-Album", heißt es.
Die Sängerin weiss, dass es nicht reicht, sich einen Stetson aufzusetzen und einen Breakbeat unter einem Banjo auszurollen
so die NZZ über "Cowboy Carter" und urteilt dennoch: "es ist das popkulturelle Grossereignis des Jahres." Tatsächlich ist die Platte trotz 80-Minuten-Überlänge gelungen. Beyoncé croont, shoutet, knödelt countryesk – ein feines Black-Music-Mixtape mit ausgesuchten Gästen. Meine Lieblingssongs (neben dem hübschen Dolly-Parton-Cover) sind der Gospel-Stomper mit dem afroamerikanischen Country-Sänger Willie Jones, die Ballade "Levi's Jeans" mit Post Malone und natürlich "Ya Ya" (mit Sixties-Samples, die wirklich jeder erkennt).
2. Auch Michelle David hat großartige Black Music der Vergangenheit aufgesogen. Die in New York aufgewachsene Wahl-Holländerin hat lange gebraucht, um sich von Gospel- und Musicalshows zu lösen – jetzt schreibt sie fantastische eigene Songs auf den Spuren von den Supremes, Curtis Mayfield und James Brown. „Brothers & Sisters“ klingt herrlich retro, bluesig, knisternd, funky und warm. Für mich nicht nur das Soul-Album des Jahres – schlicht eines der besten Alben des Jahres.
3. Auf Naima Bocks Tour im Dezember freue ich mich schon wie verrückt – vielleicht das letzte Mal, dass man diese talentierte Musikerin in kleinen Clubs erleben darf. Naima spielte Bass bei Goat Girl, der rauen Londoner Postpunk-Band, und machte 2022 mit dem vorzüglichen Soloalbum "Giant Palm" von sich reden – Folk, Tropicalia, Psychedelia mit ganz erstaunlichen Bläser- und Streicherarrangements. Ihr zweites Album "Below a Massive Dark Land" kommt erst im September. Ich konnte es schon ganz hören und behaupte, dass das jonimitchellige "Lines", das ungestüme "Kaley" und das aufs Banjo reduzierte "Further Away" noch nicht einmal die besten der neuen Songs sind (obwohl sie verdammt gut sind!).
Bitte auch unbedingt das Astrud-Gilberto-Cover "Berimbau" hören – ein kleiner Exkurs zu Naimas brasilianischen Wurzeln.
Quelle: Michelle David Bild: Album Cover - Mic... michelledavidandthetruetones.bandcamp.com
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