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Warum eine US-Denkfabrik für Verhandlungen mit Russland wirbt

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerFreitag, 03.02.2023

In der Berliner Zeitung hat Michael Maier eine Studie der mächtigen militärischen US-Denkfabrik Rand Corporation zusammengefasst (hier das Original). Es geht um die Fragen, wie weit Putin die Eskalation noch treiben kann, wie ein langer Krieg zu verhindern ist und ob die USA nicht besser Verhandlungen mit Russland anstreben sollten (die es schon gegeben haben soll). Die Studien-Autoren kommen unter anderem zu folgendem Ergebnis:

Die Eskalationsmöglichkeiten für Putin seien erheblich, da die „indirekte Verwicklung der Nato“ in den Krieg bereits jetzt „atemberaubend“ sei. Zwischenfälle wie jener in Polen im Herbst 2022 zeigten, dass auch Irrtümer einen Nuklearkrieg auslösen könnten. Übergeordnetes Ziel der US-Regierung bleibe, so RAND, der Wettstreit mit China. Auch wenn Russland als Verbündeter Chinas durch einen langen Ukraine-Krieg militärisch gebunden sei, sei es nicht im US-Interesse, dass Russland zu einem reinen Vasallen Chinas werde. Eine dauerhafte Schwächung Russlands stärke China, so die RAND-Analyse.

Außerdem könnte eine Achse zwischen dem Iran und Russland dazu führen, dass Moskau Teherans Bestreben, eine Atommacht zu werden, nicht mehr entschieden entgegentritt. Eine langfristige Feindschaft zwischen den USA und Russland würde außerdem dazu führen, das Washington keine Allianzen mit Moskau schließen könne – auch nicht zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Darüber hinaus wäre die dauerhafte Beschädigung der Vereinten Nationen nicht im Interesse der USA, so die Studie.

Klar, die Argumente der Denkfabrik orientieren sich an der klassischen Realpolitik (Großmächte diktieren, was Sache ist, Menschenrechte und regionale Konflikte sind da eher lästig); klar ist zudem, die Interessen Amerikas und Europas müssen sich nicht decken, etwa was China angeht, aber natürlich beeinflussen die Entscheidungen in Washington auch die Politik in Paris, Brüssel, Berlin, Rom, Kiew und anderswo, von daher sollte diese Studie aufmerksam gelesen werden. Unklar bleibt, wie man mit einem Mann verhandeln soll, der daran bislang kein Interesse gezeigt hat.

Kleine Schlaumeierei am Rande: Eine Front ist bereits eine Linie. Dass man derzeit ständig das Wort "Frontlinie" lesen muss, ist schlechtes Denglisch. Auch die Verwendung des englischen Begriffs "Frontline" macht die Sache nicht besser.

Warum eine US-Denkfabrik für Verhandlungen mit Russland wirbt

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Kommentare 1
  1. Hans Wibra
    Hans Wibra · vor fast 2 Jahre

    Die Formulierung:
    Zwischenfälle wie jener in Polen im Herbst 2022 zeigten, dass auch Irrtümer einen Nuklearkrieg auslösen könnten.
    ist weit hergezogen, so etwas sollte man in einer seriösen Siskussion der Zusammenhänge nicht einfliessen lassen. Es ist schlichtweg falsch, dass die Beschiessung von Polen ein Irrtum war, es war bekanntermaßen eine Provokation der Ukraine, ähnlich der Tonking Provokation, als bewußt zielorientiert von dem Apparat Selenskyi oder von ihm persönlich veranlasst. Mit solchen Methoden untergräbt man den Faktor Moral und die Fundamente, dass der Krieg völkerechtswirdig ist und wer der Aggressor ist. Damit verliert die zustimmung für eine Unterstützung der Ukraine immer mehr an Umfang. Das b etrifft auch die Sprengung der North-Stream Pipelines und der krim-Brücke. Man sollte die Leute nicht für dumm verkaufen .. es rächt sich am Ende.

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